Politikerinnen in Österreich sind in hohem Maß mit frauenfeindlichem und sexistischem Hass konfrontiert. 73 Prozent der weiblichen Nationalratsabgeordneten haben bereits entsprechende Nachrichten erhalten, so das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Momentum-Instituts und der Autorin Ingrid Brodnig. Kontaktiert wurden alle Mandatarinnen, 30 Prozent - aus allen Fraktionen - nahmen teil.
Mit der Befragung wurde eine Untersuchung des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel“ nachvollzogen, die zu Jahresbeginn zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war. Dort hatten 69 Prozent „frauenfeindlichen Hass als Bundestagsabgeordnete“ erlebt. 36 Prozent berichteten dort auch von „Angriffen auf sich, ihre Büros oder ihren Wohnsitz“, was in Österreich nicht der Fall war.
Die Nachrichten selbst haben es aber auch so in sich, wie Brodnig in einer Pressekonferenz am Montag berichtete. Von „Hure“, „Schlampe“ bis zu „hysterisch“ reichen da die Bezeichnungen, körperliche Merkmale wurden herabgewürdigt und auch Beleidigungen aufgrund der Herkunft oder der sexuellen Orientierung kamen hinzu. Der Großteil der Beleidigungen (73 Prozent) kam via Internet.
Die Gefahr dabei sei der „Chilling Effect“ bzw. das „Silencing“, so Brodnig. Die Belästigungen führten zu mehr Zurückhaltung in Debatten. Jede Vierte habe bestimmte Äußerungen schon einmal nicht getätigt, weil sie ahnte, „dass entsprechende Reaktionen/Drohungen kommen“.
Drittel schaltete die Polizei ein
Rund ein Drittel der teilnehmenden Frauen, 32 Prozent, gab an, dass sie schon einmal die Parlamentsdirektion, die Polizei oder den Verfassungsschutz eingeschaltet hätten. Im Parlament hat bereits jede zweite Abgeordnete Frauenfeindlichkeit oder Sexismus erlebt, etwa in Zwischenrufen oder despektierlichen Kommentaren. 77 Prozent sprachen sich dafür aus, sämtliche Formen von misogyner Gewalt und Frauenhass als eigene Kategorie für Ermittlungen und als Statistik einzuführen.
Wie Leonhard Dobusch, wissenschaftlicher Leiter des Momentum-Instituts ausführte, fehlten bedauerlicherweise Daten, wie sich dieses Phänomen im zeitlichen Verlauf entwickle. Eine Folgeerhebungen in zwei bis drei Jahren wäre gut, meinte er.
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