England in EM-Top-8

„Three Lions“ verjagen Deutschland aus der EM!

EURO 2020
29.06.2021 19:52

„Alea iacta est“, die Würfel sind gefallen - Englands Hoffnungen auf den ersten Titelgewinn seit 1966 (!) sind bei der Fußball-EM 2020 weiterhin intakt! Denn die „Three Lions“ setzten sich im Achtelfinale ausgerechnet in ihrem Wembley-Stadion - ihrem Fußball-Nationalheiligtum, ihrer Fußball-Kathedrale - in einem hochbrisanten Duell gegen ihren Erzrivalen Deutschland mit 2:0 durch. Während die Teamchef-Ära von Joachim Löw bei den Deutschen nunmehr ein titelloses Ende findet, geht die EM-Reise für die Elf von Gareth Southgate fürs Erste weiter ...

Beinahe unglaublich, aber wahr: Letztmals hatten die „Three Lions“ am 12. März 1975 (!) im Wembley-Stadion ein Match gegen Deutschland, damals übrigens regierender Weltmeister, für sich entschieden. Freilich: Es war eigentlich nur ein Testspiel, ein 2:0-Sieg ohne größere Bedeutung für die Fußball-Welt, eine bloße Randnotiz der Geschichte. Darüber hinaus steht für England seit jenen März-Tagen des Jahres 1975 eine klar negative Bilanz gegen die Deutschen zu Buche - mit 6 Siegen, 2 Remis und gleich einmal 11 Niederlagen …

(Bild: AFP)

Diese Statistik schrie doch eigentlich danach, vonseiten der Engländer ein wenig aufpoliert zu werden - zudem hatte die Mannschaft von Teamchef Southgate die Vorrunde bei aller fehlenden Brillanz doch souveräner absolviert als die Elf von Langzeit-DFB-Coach Löw. Doch kaum war der Anpfiff durch den niederländischen Schiri Danny Makkelie verklungen, war von den vorab großen Hoffnungen und Zielen der „Three Lions“ nichts mehr zu spüren und zu sehen.

Statt wie stolze Löwen agierten Raheem Sterling und Co. in den Anfangsminuten wie Miezekätzchen - beinahe wie zu besten Zeiten dominierte das im 3-4-1-2 aufgelaufene Deutschland mit Ballbesitz-Fußball (64:36 Prozent!). Sehr auffällig in dieser Phase: Leon Goretzka, der erst mit einem Distanzschuss England-Goalie Jordan Pickford prüfte (4.) und dann per Gelb-Foul durch Declan Rice einen Freistoß an der Strafraum-Grenze herausholte (8.).

(Bild: AFP)

Kurz zuvor war zudem der schnelle Timo Werner nach einem langen Pass in die Spitze gegen Pickford einen Tick zu langsam gewesen (7.). Erst nach knapp 15 Minuten fand dann auch England erstmals einigermaßen statt, womöglich hatte die Umstellung auf ein 3-4-3 die Automatismen bei den „Three Lions“ doch mehr durcheinandergebracht als vom Teamchef zuvor gedacht. Nun wurde man auch gleich unmittelbar bei Manuel Neuer vorstellig.

(Bild: AFP)

Erst musste der DFB-Keeper bei einem 23-Meter-Schuss von Sterling all sein Können aufbieten (16./zur Seite abgewehrt) und beim anschließenden Corner parierte er dann einen Kopfball von Harry Maguire (17.). Selbiger Herr Maguire gewann dann auch zehn Minuten später nach einem Eckball seinen Londoner „Luft-Krieg“ gegen die deutsche Abwehr, sein Kopfball ging allerdings neben das Gehäuse.

Trotzdem: Nun war England dann doch im Spiel angekommen - spät, aber nicht zu spät. Die Dominanz der Deutschen war Geschichte, zumindest ein leichtes Übergewicht konnten die Hausherren fortan herstellen. Vor allem, weil das anfangs wie geschmiert laufende deutsche Forechecking gegen die England-Defensive nun nicht mehr funktionierte. In einer nun in taktischer Hinsicht bei allem Hin und Her zwischen den Strafräumen etwas erstarrenden Partie wurden Großchancen zur Mangelware.

(Bild: AFP)

Erst ließ Deutschland das 1:0 bei einer Doppel-Chance durch Robin Gosens (32./verpasste eine Kimmich-Flanke) und Werner (33./scheiterte am herauslaufenden Pickford) liegen - und dann hätte England kurz vor der Pause nach Müller-Fehler und Sterling-Zuspiel durch Harry Kane in Führung gehen können (45.+3). Doch der Haken des Tottenham-Stürmers an Neuer vorbei geriet zu grob und Mats Hummels konnte noch dazwischen grätschen …

Wenn auch die letzte Chance von Spielhälfte 1 den Engländern gehört haben mochte - die erste Chance in Spielhälfte 2 verzeichnete die total in schwarz gewandete Elf der Deutschen. Eine Flanke von Gosens wurde von den „Three Lions“ nur halbherzig aus der Gefahrenzone herausgeköpfelt und von knapp außerhalb des Strafraums zog Kai Havertz ab - nur eine Glanzparade von Pickford verhinderte da das 1:0 für Deutschland (46.). Der Startschuss für ein Offensiv-Feuerwerk von Deutschland oder sogar von beiden Mannschaften? Mitnichten!

(Bild: AFP)

Was sich den rund 45.000 Zuschauern im Wembley-Stadion fortan bot, war ein wie bereits über Teile von Spielhälfte 1 von taktischen Zwängen und Vorsichtsüberlegungen geprägtes Match. Zwischen den Strafräumen mag es zeitweise mit viel Tempo und Engagement hin und her gegangen sein, Tor-Gefahr wurde aber lange Zeit keine mehr ausgestrahlt. Weder vonseiten der Deutschen noch vonseiten der „Three Lions“. Am ehesten sorgte eine Behandlungspause bei Kane für kurze Aufregung - doch der Goalgetter (außer Dienst?) kam wieder auf die Beine und konnte weitermachen. Was sich später noch auszahlen sollte …

(Bild: AFP)

Erstmals in Minute 75, als ebendieser Herr Kane bei einem Konterangriff der Engländer an der Strafraum-Grenze angespielt via eingewechseltem Jack Grealish zu Luke Shaw querspielte und der dann mit einer flachen Hereingabe zur Mitte Sterling fand. Der wiederum ließ aus wenigen Metern Entfernung Deutschlands Goalie Neuer keine Chance - und schob zum 1:0 für England ein. Freilich: Sterling hätte in Minute 81 durch einen Fehler an der Mittellinie auch beinahe den Ausgleich eingeleitet, doch nach Balleroberung durch Havertz und dessen Pass auf Müller ließ der Bayern-Star alleine vor dem England-Gehäuse Zielgenauigkeit vermissen - er schoss aus rund 17 Metern knapp daneben …

Thomas Müller sinkt nach seiner vergebenen Chance zu Boden (Bild: AP)
Thomas Müller sinkt nach seiner vergebenen Chance zu Boden

Der Schlusspunkt in einem über lange Zeit taktisch geprägten Spiel? Nicht wirklich, einen Paukenschlag hatte die in der Schlussphase in Fahrt gekommene Partie dann doch noch: Nach einem Ballverlust des eingewechselten Serge Gnabry fuhren die „Three Lions“ über Shaw und Grealish einen perfekten Konter und schlossen diesen mit einem Kopfball auch zum entscheidenden 2:0 ab (86.). Und der Torschütze? Kane, um den früh in Spielhälfte 2 wegen einer möglichen Verletzung gebangt worden war. Damit war der Cheddar endgültig gegessen und der erste Erfolg gegen Deutschland in Wembley seit März 1975 eingefahren …

(Bild: AFP)

Das Ergebnis:
England - Deutschland 2:0 (0:0)
London, Wembley-Stadion, 45.000 Zuschauer, SR Makkelie/NED

Tore: 1:0 (75.) Sterling, 2:0 (86.) Kane

Gelbe Karten: Phillips, Rice, Maguire bzw. Ginter, Gosens

England: Pickford - Walker, Maguire, Stones - Trippier, Phillips, Rice (88. Henderson), Shaw - Saka (69. Grealish), Kane, Sterling
Deutschland: Neuer - Ginter (87. Can), Hummels, Rüdiger - Kimmich, Goretzka, Kroos, Gosens (88. Sane) - Havertz, Werner (69. Gnabry), Müller (92. Musiala)

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(Bild: KMM)



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