Wegen Delta-Variante

2. Stich bei Johnson-Impfung könnte nötig werden

Ausland
28.06.2021 21:18

Personen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson gegen Corona immunisiert wurden, bei dem es im Normalfall nur einen Stich braucht, könnten nun doch eine zweite Teilimpfung benötigen. Laut US-Experten für Infektionskrankheiten könnte das aufgrund der zunehmenden Verbreitung der ansteckenderen Delta-Variante notwendig werden. Denn derzeit gibt es noch keine Forschungsergebnisse, die zeigen, dass das Mittel verlässlich vor der Mutation schützt.

Zwar sinken die Infektionszahlen in den USA insgesamt, doch könnte bald die zuerst in Indien entdeckte Delta-Variante zur vorherrschenden Mutation werden, warnte die US-Gesundheitsbehörde CDC vor Kurzem. Daher schrillen bei Experten für Infektionskrankheiten die Alarmglocken: Sie fürchten, dass nur eine Dosis, egal von welchem Impfstoff, dagegen nicht schützt. 

Experte: Mit Johnson & Johnson Geimpfte sind „weniger geschützt“
Britische Studien zeigen, dass zwei Dosen der Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca signifikant mehr Schutz gegen die Delta-Variante bieten als eine. Auch eine Kreuzimpfung dieser Vakzine wurde bereits erprobt. „Es gibt keinen Zweifel, dass die Menschen, die den Johnson-&-Johnson-Impfstoff erhalten, weniger gegen Krankheiten geschützt sind, als diejenigen, die zwei Dosen der anderen Impfungen erhalten“, sagte Michael Lin, Professor an der Stanford-Universität, der Agentur Reuters.

Vorbereitete Spritzen mit den Impfstoffen von Johnson & Johnson und Pfizer in einer Impfstation in Seattle (Bild: AFP/GETTY IMAGES/David Ryder)
Vorbereitete Spritzen mit den Impfstoffen von Johnson & Johnson und Pfizer in einer Impfstation in Seattle

Virologe spritzte sich zweite Dosis selbst
In den USA ist inzwischen eine Debatte unter Wissenschaftlern darüber entbrannt, ob man eine Immunisierung mit dem Ein-Dosis-Impfstoff nicht mit einem mRNA-Vakzin wie etwa von Biontech/Pfizer auffrischen sollte. Einige Virologen haben sich laut Reuters sogar schon selbst einen sogenannten Booster gespritzt, obwohl es noch keine sicheren Daten dazu, ob eine solche Kombination sicher und effektiv ist.

So erhielt Jason Gallagher, ein Experte für Infektionskrankheiten an der Temple University in Philadelphia, kürzlich eine Dosis von Pfizer in der dortigen Impfklinik, wo er auch selbst Menschen immunisiert. Den Impfstoff von Johnson & Johnson erhielt er in einer klinischen Studie im November. „Während die Situation in den USA so viel besser geworden ist, sieht die Delta-Variante, die sich ausbreitet, ein wenig besorgniserregender aus“, sagte er Reuters. „Also habe ich den Sprung gewagt.“

Virologen fordern Klarheit von Behörden
Auch Angela Rasmussen, eine Virologin, die an der Universität in Saskatchewan in Kanada forscht, ermutigte Amerikaner, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, mit ihren Ärzten über einen zweiten Stich zu sprechen .„Wenn Sie in einer Gemeinde leben, in der die Durchimpfungsrate niedrig ist, sollten Sie das unbedingt in Erwägung ziehen“, twitterte sie.

Impfstoffexperte Dr. Peter Hotez vom Baylor College of Medicine in Houston schrieb auf Twitter, dass das Hinzufügen einer zweiten Johnson-&-Johnson-Dosis oder eines der mRNA-Impfstoffe einen breiteren Schutz bieten könnte, „aber wir brauchen Daten“. Er fordert klare Vorgaben der Behörden.

Ein dem US-Gesundheitsministerium unterstelltes Forschungszentrum führt aktuell eine Studie zu Frage, ob ein Booster wirklich notwendig ist. Laut Reuters hoffen die Wissenschaftler, diese Daten bis September vorliegen zu haben, um die Entscheidung der Behörden über Auffrischungsimpfungen zu unterstützen.

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