Fahndung läuft

Wien-Mordfall: Dritter Verdächtiger auf der Flucht

Wien
30.06.2021 13:10

Der eine Verdächtige hüllt sich in Schweigen, der andere will nichts mit der Tat zu tun haben. Nach dem gewaltsamen Tod eines erst 13 Jahre alten Mädchens laufen die Ermittlungen der Polizei weiter auf Hochtouren. Laut „Krone“-Infos stehen allerdings nicht nur ein 16-jähriger sowie ein 18-jähriger Afghane unter dringendem Tatverdacht. Nach einem flüchtigen, dritten Verdächtigen wird gefahndet.

Eisern schweigt bislang der jüngere der beiden festgenommenen Afghanen zur Tat, die sich offenbar in der Wohnung des 18 Jahre alten Hauptverdächtigen - es soll sich dabei um eine von der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) verwaltete Gemeindewohnung handeln - zugetragen hatte, gegenüber den Ermittlern. Der Ältere hingegen äußerte sich, viel zur Klärung beizutragen hat er allerdings nicht - er leugnet, mit dem Tod der jungen Tullnerin etwas zu tun haben.

Dritter Mann in Wohnung
Nach Informationen der „Krone“ sind die beiden allerdings nicht die einzigen Verdächtigen. Ein dritter Mann soll sich zumindest in der Tatwohnung befunden haben, als das Mädchen zu Tode kam. Bei ihm handelt es sich ebenfalls um einen mehrfach vorbestraften, jungen Afghanen, gegen den bereits einige Verfahren in mehreren Ländern laufen. Er ist den Behörden namentlich bekannt, befindet sich auf der Flucht. Eine Fahndung nach ihm läuft auf Hochtouren.

Festgenommene in Justizanstalt überstellt
Die beiden Festgenommenen wurden mittlerweile in die Justizanstalt (JA) Josefstadt überstellt. Die Verdächtigen werden im Verlauf des Nachmittags Zellen in der Jugendabteilung beziehen. Ab diesem Zeitpunkt hat die Anklagebehörde 48 Stunden Zeit, um U-Haft-Anträge beim Landesgericht einzubringen. Die Staatsanwaltschaft hat auch bereits die Einholung mehrerer Fachgutachten - darunter ein Obduktionsgutachten zur Abklärung der genauen Todesursache sowie ein toxikologisches und ein molekulargenetisches Gutachten - in Auftrag gegeben.

Nähere Details wurden am Mittwoch zudem zum 16 Jahre alten Verdächtigen bekannt. Konkret befindet er sich seit Anfang April dieses Jahres in Österreich, seine Mutter und Schwester befinden sich bereits länger im Land. Letztere erhielten im Vorjahr Asyl. Auch der junge Afghane wurde in der Folge zum Asylverfahren zugelassen. Nach Informationen der APA wurde nun allerdings ein Verfahren zur Aufenthaltsbeendigung eingeleitet.

Beide gefassten Verdächtigen haben in den Einvernahmen bisher nicht zur Aufklärung des Sachverhalts beigetragen. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich schwieg der Jüngere bisher, während der Ältere bestritt, etwas mit der Tötung des Mädchens zu tun zu haben.

Empörung nach Gewalttat
Die Gewalttat an dem Mädchen lässt die Wogen weiter hochgehen - nicht zuletzt deshalb, weil der Hauptverdächtige bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten war und auch vor Gericht stand, auch das schleppende Asylverfahren wird scharf kritisiert - und mittlerweile das Alter des Hauptverdächtigen ebenfalls in Zweifel gezogen - er könnte weit älter als 18 Jahre alt sein.

Eine medizinische Überprüfung des Alters würde möglicherweise im Falle einer Anklage folgen, allerdings müsse es dafür „begründete Zweifel“ geben, wie ein Insider gegenüber krone.at erklärt hatte. Hier werde jeder Fall einzeln bewertet, wurde betont. Der Ball liegt hierbei bei der Staatsanwaltschaft, die ein derartiges Gutachten in Auftrag geben kann. Seitens der Polizei Wien erklärte man, „dass derzeit keine Informationen vorliegen, wonach das Alter der beiden Tatverdächtigen bezweifelt wird“ - ohnehin sei es nicht Aufgabe der Polizei, dieses zu ermitteln.

Opfer war Kinder- und Jugendhilfe in NÖ bekannt
Indes wurde auch ein Detail zum Opfer bekannt. Die Kinder- und Jugendhilfe in Niederösterreich teilte mit, dass „die betroffene Minderjährige an die örtlich zuständige Kinder- und Jugendhilfe angebunden und somit dieser bekannt war“, berichtet die APA.

Runder Tisch
Zu einem Runden Tisch lädt am Donnerstag zudem Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), die während der Baby-Pause von Susanne Raab auch die Jugend- und Frauenagenden innehat. Geladen dazu sind u.a. Experten aus den Bereichen Frauen, Jugend, Psychologie und Arbeit, so Edtstadler. Einer der Schwerpunkte: schnellere Abschiebung von straffällig geworden Flüchtlingen.

Wenn jemand wie einer der Tatverdächtigen dreimal verurteilt sei, die Abschiebung entschieden sei, der aber immer wieder berufen könne, dann müsse man sich ansehen, wo hier Änderungen möglich seien. „Menschen, die von uns Schutz wollen und unsere Werte mit Füßen treten und das auch noch in Taten zum Ausdruck bringen, haben bei uns nichts verloren“, sagte die Kanzleramtsministerin. „Naive Vorstellungen“ im Umgang mit solchen Personen müssten aufhören. Migration schaffe „natürlich auch Probleme“, auf die es Antworten benötige.

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