NATO-Truppenabzug

Afghanische Übersetzer bangen um ihr Leben

Ausland
30.06.2021 17:17

Mit jedem einzelnen NATO-Soldat, der das Land Richtung Heimat verlässt, wird die Angst jener Afghanen größer, die als Unterstützungspersonal für die Ausbildungsmission „Resolute Support“ im Dienst gestanden sind. Vor allem afghanische Dolmetscher fürchten die Rache der Taliban. Vor Kurzem haben Italien und Deutschland ihre letzten Soldaten heimgeholt. Die USA wollen bis 11. September ihre Truppen abziehen und die Mission beenden.

„Wenn die Taliban an die Macht kommen, müssen wir auf jeden Fall gehen, denn wir werden in Gefahr sein, sie werden uns töten. Sie fragen nicht, ob du einen Tag gearbeitet oder was du getan hast“, meint Dolmetscher Omar gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Rund 18.000 Übersetzer sind bereits in die USA ausgewandert. 1400 Afghanen sind bereits Besitzer eines britischen Passes. Dem Vernehmen nach sollen in den kommenden Monaten rund 3000 Personen nach Großbritannien ausreisen.

Die Bundeswehrsoldaten sind bereits aus Afghanistan abgezogen. (Bild: AP)
Die Bundeswehrsoldaten sind bereits aus Afghanistan abgezogen.

Ex-Dolmetscher: „Sie werden unsere Köpfe abschneiden“
Der ehemalige Übersetzer Nasir Ahmed beschreibt die Situation, in der sich die betroffenen Kollegen und ihre Familien befinden: „Für Terroristen, für Taliban, für die IS-Miliz, ist es nicht wichtig, ob man angestellt oder gefeuert ist. Sie werden sich rächen, sie werden uns töten und sie werden unsere Köpfe abschneiden, wegen meiner Vergangenheit und wegen meines früheren Dienstes bei den britischen Streitkräften."

Die letzten italienischen Soldaten verabschieden sich aus Afghanistan. (Bild: AP)
Die letzten italienischen Soldaten verabschieden sich aus Afghanistan.

Tatsächlich befinden sich die radikal-islamsichen Taliban in zahlreichen Regionen des Landes auf dem Vormarsch. In sozialen Medien finden sich laufend Videos, die gefangen genommene Mitglieder der afghanischen Armee auf Lastwägen der Taliban abgeführt werden.

Tausende fliehen vor Taliban
Angesichts der Kämpfe um die nordafghanische Stadt Kunduz haben rund 5000 Familien die gleichnamige Provinz verlassen. Etwa 2000 Familien seien in die Hauptstadt Kabul oder in andere Provinzen geflohen, sagte der Direktor der Abteilung für Flüchtlinge und Repatriierung in Kunduz, Ghulam Sakhi Razuli, am Samstag. Die Kämpfer behaupten, fast 90 der 400 Bezirke des Landes erobert zu haben. Die Regierung widerspricht den Angaben, diese sind aber nur schwer von unabhängiger Seite zu verifizieren.

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