Der jüngste Berufungsantrag ging durch: Das höchste Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Verurteilung des früheren Fernsehstars Bill Cosby wegen sexueller Nötigung aufgehoben. Der 83-Jährige wurde umgehend aus dem Gefängnis entlassen - und hätte in der Sache gar nicht erst angeklagt werden dürfen. Der Fall darf demnach auch nicht noch einmal aufgerollt werden.
Aufgrund einer vorerst nicht näher bekannten Vereinbarung mit einem früher mit dem Fall befassten Staatsanwalt hätte Cosby in der Causa nicht angeklagt werden dürfen - so argumentierte das Gericht in einer rund 80 Seiten langen Stellungnahme am Mittwoch. Der Entertainer müsse freigelassen werden.
Die Enthaftung geschah nur kurz darauf. „Er wurde heute kurz vor 14.30 Uhr (20.30 Uhr MESZ Ortszeit, Anm.) entlassen“, teilte die Sprecherin der Gefängnisbehörde in dem US-Bundesstaat, Maria Bivens, mit. Cosby wurde abgeholt und nach Hause gebracht. Der fast blinde Ex-TV-Star wurde gestützt, als er aus einem Auto stieg und zu seinem Haus ging, wie ein Video von ABC News zeigt.
Cosbys Sprecher: „Das ist die Gerechtigkeit, für die er gekämpft hat“
Die jetzige Entscheidung des höchsten Gerichts von Pennsylvania überraschte viele in den USA und sorgte weithin für Schock und Ratlosigkeit - vor allem bei jenen Frauen, die Missbrauchsvorwürfe gegen Cosby vorgebracht hatten. Cosbys Sprecher zeigte sich Unterstützern gegenüber hocherfreut, gemeinsam mit dem 83-Jährigen trat er vor Cosbys Haus auch vor Reporter.
Laut der BBC sagte Andrew Wyatt: „Das ist die Gerechtigkeit, für die Mr. Cosby gekämpft hat.“ Mit Cosby sei „ein Deal“ gemacht worden und er habe dafür „Immunität“ erhalten. „Er hätte niemals angeklagt werden dürfen“, so der Sprecher. Cosby selbst hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und untermauerte dies auch in einem Tweet auf seinem Twitter-Profil, in dem er seine Unschuld erneut betonte und seinen Fans und Freunden für die Unterstützung dankte.
Der mit der Sitcom „Cosby Show“ weltberühmt gewordene Schauspieler war schuldig gesprochen worden, eine Frau im Jahr 2004 sexuell missbraucht zu haben. Erst vor einem Monat war ein Antrag auf Bewährung abgelehnt worden. Dem Entscheid zufolge erfüllte Cosby mehrere Auflagen nicht. Die Behörde bemängelte u.a., dass der Komiker nicht an Therapiesitzungen für Sexualstraftäter teilgenommen habe.
Zahlreiche Anträge auf Berufung und vorzeitige Entlassung
Cosby befand sich seit 2018 wegen sexueller Nötigung im Gefängnis, wo er eine Strafe von mindestens drei und höchstens zehn Jahren Haft absitzen sollte. Zahlreiche frühere Anträge auf Berufung und vorzeitige Haftentlassung waren abgelehnt worden.
Der Schauspieler galt einst als Superstar und Amerikas Vorzeige-Vater, dann wurde er zum ersten berühmten Verurteilten der Ära #MeToo, der weltweiten Bewegung gegen sexuelle Belästigung. Mehr als 60 Frauen hatten Cosby sexuelle Übergriffe unterschiedlicher Art vorgeworfen. Im Prozess ging es allerdings nur um einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004. Die Jury sah es als erwiesen an, dass Cosby eine Frau mit Tabletten hilflos gemacht und dann sexuell genötigt hatte.
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