Alfons Haider (63) feiert am Donnerstag Post-Covid-Premiere als neuer Intendant in Mörbisch. Wie er den Job bekam und was er ihm bedeutet. Über sein Corona-Jahr und den Abschied von der Jugend.
„Ich hab geschrien: ,Sie kommen, sie kommen!‘ Hinter mir sechs ausgewachsene Pferde“, erinnert sich Alfons Haider an sein Karriere-Debüt, das er 1975 als junger Statist im „Zigeunerbaron“ feiern durfte. Ausgerechnet in Mörbisch, wohin er jetzt als Generalintendant zurückkehrt. Nach fast 50 Karrierejahren schließt sich für den im November 64-Jährigen damit der Kreis. Dazwischen übernahm der gelernte Schauspieler nahezu alles, was es im Multiversum der Unterhaltung zu vergeben gab: von der Stimme für „Helmi“ bis zum gelackten Bezirksrat im „Kaisermühlenblues“, von Opernball-Moderation bis zur ORF-„Starnacht“.
Bei „Dancing Stars“ tanzte er mit Profi Vadim als erstes gleichgeschlechtliches Paar. Sein Outing 1997 war sowieso legendär. Dazwischen gab er die ganz großen Rollen als Hamlet oder Dorian Gray und trat in der New Yorker Carnegie-Hall auf. 15 Jahre lang war er Intendant von Stockerau - geholt vom schwarzen Erwin Pröll 1998. Jetzt ist er in Mörbisch gelandet, im roten Burgenland. Ein Ganzjahresjob mit mehreren Bühnen.
In der Mittagshitze führt uns Alfons durch die weitläufige Szenerie der „West Side Story“, in die gerade eine riesige, 14 Meter hohe Freiheitsstatue montiert wird. Donnerstag ist nun jene Premiere, die vergangenen Sommer coronabedingt auf heuer verschoben werden musste.
„Krone“: Haben Sie sich schon Tipps von Harald Serafin geholt?
Alfons Haider: Nein, das ist doch eine andere Zeit gewesen damals. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass er sich positiv über mich geäußert hat.
Ihre Präsentation im Dezember mitten im Lockdown kam für einige überraschend. Wie hat Peter Edelmann reagiert, der ja noch einen aufrechten Vertrag bis August 2022 hat? Er schien etwas irritiert.
Unser Verhältnis ist völlig problemfrei und sehr professionell. Ich muss sagen, es war gigantisch von ihm, die „West Side Story?“ hierherzuholen. Ganz toll gemacht, ich muss ihm sehr dankbar sein für so ein tolles Stück.
Sind Sie eine politische Besetzung, wie manche Kritiker meinen?
Ich habe mich beworben und ein mehrstündiges Hearing absolviert, wie alle anderen auch. Hans Peter Doskozil hab ich als Verteidigungsminister kennengelernt, da ich seit 10 Jahren gratis alle Events des Bundesheers moderiere, weil ich auf diese Weise dem Heer danken möchte. Ich war auch kein Schwarzer, nur weil ich von Erwin Pröll engagiert wurde.
Sie sollen Mörbisch vor allem für Junge öffnen. Werden Sie jetzt YouTuber?
Um Gottes Willen, nein! Die Weiterentwicklung und Modernisierung der Operette Richtung Musical war die Basis meines Konzepts. Musical ist die Tochter der Operette. Jetzt freue ich mich, wenn unsere Kassen-Damen zu mir sagen: „Früher haben die Omas die Enkerln mitgebracht. Jetzt ist es umgekehrt.“
Letztes Jahr musste Mörbisch Corona-bedingt ausfallen. Wie nehmen Sie die Stimmung derzeit wahr?
Es war interessant, dass von allen letztes Jahr verkauften Tickets keine hundert zurückkamen und die Leute einfach warten wollten. Und nun sind schon vor Beginn 85% aller 102.000 Tickets weg. Das freut uns extrem. Die Premiere heißt: Wir dürfen wieder leben.
Beim Klatschen hat sich noch keiner angesteckt. Und mit dem Bussi-Bussi und Schlecki-Schlecki bitte noch etwas warten! Das sage ich als ehemaliger Küsserkönig.
Alfons Haider
Sorge, dass Mörbisch zum Spreader-Event werden könnten?
Bei uns gilt 3 G. Das Risiko ist denkbar gering, wenn 6000 Menschen draußen sitzen und zuhören. Beim Klatschen hat sich noch keiner angesteckt. Und mit dem Bussi-Bussi und Schlecki-Schlecki bitte noch etwas warten! Das sage ich als ehemaliger Küsserkönig. Sogar meine über 80-jährige Mutter, die seit zwei Jahren bei mir wohnt, wird kommen. Das ist überhaupt meine größte Freude!
Wie hart war das Corona-Jahr für Sie als Künstler? Kein Opernball, nichts.
Ich habe über 100.000 Euro Einbuße gehabt, wobei ich dank einiger ORF-Jobs noch mehr Glück hatte als Kollegen, die zum Teil wieder bei ihren Eltern einziehen mussten. Ich hab mich zudem um andere gekümmert und bin jeden Tag von der Neubaugasse bis nach Hietzing spazieren gegangen. Jetzt kenn ich da jeden Baum.
Wie sehen Sie Protest-Provokationen, wie z. B. von Nina Proll?
Jeder bewältigt Angst auf seine Weise.
Sie werden nächstes Jahr 65. Denken Sie manchmal: War’s das? Oder was kommt noch?
Ich bin im letzten Drittel meines Lebens, das ist klar. Die Aufgabe hier in Mörbisch ist der Höhepunkt und Abschluss meiner Karriere. Das ist ein großes, großes Gottesgeschenk. Auch, dass ich meine Mama noch hab.
Ich bin frei, Single & zu haben. Bitte schreibt das!
Alfons Haider
Wie schwer fällt der Abschied von der Jugend?
Einmal haben sie mir für eine TV-Sendung etwas in die Zornesfalte gespritzt. Das ist dann bis zum Augenlid gewandert. Da hab ich mir geschworen: Mir kommt keine Nadel mehr ins Gesicht! Ausnahme ist natürlich, wenn jemand einen Unfall hatte. Ich halte es mit Hans Holt, dass man die Seele eines Menschen ab 50 im Gesicht sieht.
Sie sind seit ewigen Zeiten Single. Wünschen Sie sich eine Beziehung, oder haben Sie abgeschlossen?
(begeistert) Bitte, bitte! Ich bin frei, Single und zu haben. Bitte schreibt das in der „Krone“, der größten Zeitung Österreichs!
Wenn Ihr Leben ein Musical-Hit wäre - welcher wäre es?
Ganz klar: „I am what I am“ aus „Ein Käfig voller Narren“.
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