„Noch nie gesehen“
Seltsame Virus-Ausbrüche stellen Israel vor Rätsel
Während die schlimmste Phase der Corona-Pandemie in Israel überwunden zu sein scheint, stellt nun ein weiteres Virus die Experten vor neue Rätsel. Im ganzen Land erkranken Kinder und Erwachsene an Virusinfektionen, die für diese Jahreszeit beispiellos sind. Dabei ist noch vollkommen offen, wie sich diese Infektionswelle in den kommenden Wochen und Monaten verhalten wird.
„So etwas haben wir noch nie gesehen“, erklärte Tal Brosh, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten im Samson Assuta Ashdod Hospital gegenüber der „Jerusalem Post“. Konkret verbreitet sich in Israel derzeit das Respiratorische Synzytialvirus (kurz RS-Virus), das bei Kleinkindern und Säuglingen der weltweit häufigste Auslöser von akuten Atemwegsinfektionen ist und meist zusammen mit der Grippe auftritt. Besonders für kleine Kinder und ältere Erwachsene kann eine Infektion oft auch einen gefährlichen Verlauf nehmen.
Ausbreitung im Sommer ungewöhnlich
Auch wenn die Ausbreitung dieser schweren Erkältung auf den ersten Blick nicht sonderlich aufsehenerregend scheint, ist das Auftreten der Infektionswelle im Sommer doch äußerst ungewöhnlich. „Normalerweise sehen wir das Virus im Sommer verschwinden, aber wenn wir die Zahlen jetzt betrachten, sieht es aus wie die Winter in den Vorjahren“, so Brosh.
„Wir haben die Virusinfektionen im Krankenhaus überwacht, was natürlich nur die Spitze des Eisbergs dessen ist, was in der Gemeinde vor sich geht. Denn für jeden hospitalisierten Patienten gibt es viele weitere da draußen. Seit dem Frühjahr sehen wir eine steigende Anzahl von Atemwegserkrankungen, und seit Mai gab es einen Anstieg der RSV-Fälle.“ Im Winter 2020/21 habe es - wie auch bei der Grippe - hingegen keinen einzigen Infektionsfall gegeben.
Medizinerin: „Diese Viren rächen sich“
Die Zahl der Kinder, die mit Atemwegs- und Magen-Darm-Erkrankungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, sei auch im Shaare Zedek Medical Center in Jerusalem außergewöhnlich gewesen, sagte Giora Weiser, Direktor der Abteilung für pädiatrische Notfallmedizin.
„Kinder gehen wieder in die Schule, sehen Freunde und haben wieder ein normales Leben, und diese Viren rächen sich“, meinte Weiser.
Schwierige Vorhersagen
Die Experten sind sich einig, dass niemand vorhersagen kann, wie sich diese Infektionswelle in den kommenden Wochen und Monaten weiter verhalten wird. „Dies ist keine Pandemie, diese Viren existieren im Land und in jedem Winter kommt es zu Erkrankungen“, erklärte Brosh. „Was jetzt seltsam ist, ist die Saison, und wir wissen nicht, ob dies bald abklingen oder bis zum nächsten Winter andauern wird und was im nächsten Winter tatsächlich passieren wird.“
Weltweit verbreitet
Die RS-Viren gehören zur selben Virenfamilie (Paramyxoviridae) wie jene Erreger, die auch Masern oder Mumps hervorrufen. Der Erreger ist weltweit verbreitet. Die Übertragung erfolgt vor allem durch Tröpfcheninfektion von einer infektiösen Person auf eine andere Person oder indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände oder Oberflächen. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome beträgt in der Regel zwei bis acht Tage.
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