NGO übt schwere Kritik
Italien setzt Schiff von Ärzte ohne Grenzen fest
Die Behörden auf Sizilien haben das Seenotretterschiff „Geo Barents“ der Organisation Ärzte ohne Grenzen festgesetzt. Am Freitag hätten Kontrolleure in der Hafenstadt Augusta das Schiff über mehrere Stunden inspiziert, teilte Ärzte ohne Grenzen am Samstag mit. Die „Geo Barents“ werde nun wegen Mängeln festgehalten. Indes sind nach einem Bootsunglück vor der Küste Tunesiens mindestens 43 Migranten ertrunken.
Es sei bereits das 13. Mal, dass italienische Behörden ein NGO-Rettungsschiff in den vergangenen drei Jahren blockiert hätten, kritisierte Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation sieht nach eigenen Angaben hinter den Kontrollen das Ziel der Behörden, gegen Schiffe von privaten Hilfsorganisationen diskriminierend vorzugehen. „Wir sind mit einer erdrückenden Realität konfrontiert: Während NGO-Schiffe festgehalten werden, gehen im Mittelmeer weiterhin unnötig Leben verloren. Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um so schnell wie möglich wieder auf See zu gehen, um Leben zu retten“, twitterte die NGO.
We are faced with a crushing reality: while NGO vessels are detained, lives continue to be needlessly lost in the Mediterranean. We will take all necessary action to get back to sea to save lives as soon as possible, because NGO ships are so urgently needed to fill the deadly gap
— MSF Sea (@MSF_Sea) July 3, 2021
Italiens Behörden haben in der Vergangenheit immer wieder Schiffe privater Seenotretter festgehalten. Betroffen sind derzeit die „Sea-Eye 4“ und die „Sea-Watch 4“. Die zuletzt festgesetzte „Sea-Watch 3“ bekam nach Angaben einer Sprecherin der deutschen Hilfsorganisation die Genehmigung, in ihren spanischen Heimathafen Burriana zu fahren, um Mängel zu beheben. Oft beanstanden die Behörden ihre Ausrüstung oder dass sie für ihre Einsätze in der falschen Klasse kategorisiert sind.
Bereits 21.000 Migranten an Italiens Küste gestrandet
Von Libyen und Tunesien aus machen sich derweil weiter Migranten auf den Weg nach Italien. Das dortige Innenministerium zählte in diesem Jahr bereits knapp 21.000 Menschen, die in Booten die Küste des Mittelmeerlandes erreichten, im selben Zeitraum des Vorjahres waren es rund 7300. Nach UN-Angaben starben in diesem Jahr rund 720 Migranten im zentralen Mittelmeer.
43 Menschen vor Küste Tunesiens ertrunken
Unterdessen sind bei einem Bootsunglück vor der Küste Tunesiens mindestens 43 Migranten ertrunken. Ihr Boot sei bei der versuchten Überfahrt aus Libyen in Richtung Europa gesunken, sagte ein Sprecher des tunesischen Roten Halbmonds am Samstag. 84 Menschen seien gerettet worden. Sie stammten aus Ägypten, dem Sudan, Eritrea und Bangladesch und seien zum Hafen der tunesischen Stadt Zarzis gebracht worden. Die Unterkünfte für Migranten in Tunesien seien überfüllt, sagte der Sprecher.
14 Leichen am Strand von Zawia in Libyen entdeckt
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtete indes von 14 Leichen von Migranten, darunter ein Kind und eine Frau, die am Strand von Zawia in Libyen gefunden wurden. „Eine traurige Erinnerung daran, dass viele Menschen im Mittelmeer in unsichtbaren Schiffswracks ertrinken, weil es keine effektive und verantwortungsvolle staatliche Suche und Rettung gibt“, so eine Sprecherin via Twitter.
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