Lokalaugenschein

Die Vorgeschichte: Leonies Leben, Leonies Tod

Österreich
04.07.2021 11:56

Am vergangenen Wochenende wurde ein 13-jähriges Mädchen sexuell missbraucht und getötet. Als dringend tatverdächtig gelten mehrere Asylwerber aus Afghanistan. Die „Krone“ recherchierte die Vorgeschichte der Gräueltat.

Vor wenigen Tagen, in Tulln, in einer kleinen Siedlungsanlage nahe dem Bahnhof. Beinahe idyllisch die Gegend; die Ruhe hier bloß manchmal unterbrochen von den Geräuschen vorbeifahrender Züge.

Langsam geht die Sonne unter, auf einem Platz vor dem Weg, der zu hübschen Villen führt, versammeln sich immer mehr Jugendliche. Sie plaudern miteinander, rauchen Zigaretten, trinken Bier und Red Bull aus Dosen.

Das Verbrechen an einem Kind
Leonie ist oft hier gestanden - ihr Elternhaus war nur knapp 100 Meter entfernt. „Dass sie nie wieder da sein wird“, sagt ein Mädchen, mit dem die 13-Jährige bekannt gewesen ist, „können wir alle noch nicht wirklich begreifen.“

Zu schlimm das Geschehene, zu grauenhaft das Verbrechen, das an der Schülerin verübt wurde.

In der Nacht vom 25. auf den 26. Juni. In einer Gemeindewohnung in Wien-Donaustadt. Wo sie von mehreren Afghanen sexuell missbraucht und erstickt - und später im Freien, auf einem Grünstreifen neben einem Baum, „entsorgt“ wurde.

Hinter dieser Türe geschah das grauenhafte Verbrechen an der wehrlosen Schülerin. Wurde sie davor mit K.-o.-Tropfen betäubt? (Bild: Andi Schiel)
Hinter dieser Türe geschah das grauenhafte Verbrechen an der wehrlosen Schülerin. Wurde sie davor mit K.-o.-Tropfen betäubt?

Das Mädchen sollte in Sicherheit aufwachsen
Wie konnte es dazu kommen, dass das Opfer in die Gewalt dieser teils wegen übler Delikte vorbestraften Männer geraten ist?

Leonie - erst 13, fast noch ein Kind ...

Antworten darauf sind vielleicht in ihrer Lebensgeschichte zu finden. In einer Lebensgeschichte, die - so meinen Menschen aus ihrem Umfeld - „lange total unauffällig“ gewesen sei. Die Mutter Altenpflegerin, der Stiefvater Rettungssanitäter; eine Schwester, zwei Brüder. Mit ihnen allen vertrug sich Leonie gut.

Und ja, es stimmt: Sie hatte Eltern, die für sie und ihre Geschwister das Beste wollten, aus der Großstadt nach Niederösterreich gezogen waren, um ihnen ein Aufwachsen im Grünen - und in Sicherheit - zu ermöglichen.

Und dann stürzte sie plötzlich ab
Anfangs mochte Leonie das Dasein in der ländlichen Umgebung. „Vor etwa zwei Jahren hörte ich sie noch im Garten herumtollen“, berichtet ein Nachbar.

Kurz danach begann der Absturz des Mädchens. Die - bis dahin fleißige - Schülerin schrieb plötzlich schlechte Noten, schwänzte häufig den Unterricht. Und sie distanzierte sich zunehmend von ihrer alten Clique, während sie Kontakt zu Älteren suchte. Zu Burschen und Mädchen, die viel Zeit auf der Straße verbrachten. Mit denen sie in der Folge - mitunter Tage hindurch - „untertauchte“.

Leonies negative Veränderung, ihre Unkontrollierbarkeit fiel ihren Lehrern, fiel ihrer Familie auf. Weswegen sie in Betreuung des Jugendamts kam. Sozialarbeiter versuchten in zahlreichen Gesprächen, das Kind auf einen anderen Weg zurückzuholen. Aber ihre Bemühungen scheiterten.

Zugfahrt nach Wien für „Spaziergang“
Schon, es gab zwischendurch bessere Phasen. Phasen, in denen die 13-Jährige oft daheim war, in denen sie sich mit „braven Freundinnen von früher“ traf.

Bis es zum nächsten Ausreißer kam. Wie am Freitag, dem 25. Juni.

Fest steht: In den späten Abendstunden fuhr sie mit einem Zug nach Wien. Um sich dort - so gab einer der Tatverdächtigen mittlerweile vor der Polizei zu Protokoll - „mit mir zu einem Spaziergang zu treffen“.

Seit etwa einem Monat, behauptet der 16-jährige Afghane außerdem, seien er und Leonie ein Paar gewesen. Und er habe „natürlich an überhaupt nichts Böses gedacht“, als er sie - angeblich wie schon ein paarmal davor - in die Wohnung eines Landsmanns brachte, „um dort mit ihr zärtlichen Sex zu haben“.

Ein dritter und möglicherweise ein vierter „Bruder“ sollen im Nebenzimmer gewesen sein, irgendwann hätten seine Freundin und er beschlossen, mit ihnen Drinks zu konsumieren und einen Joint zu rauchen.

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Leonie und ich müssen mit K.-o.-Tropfen betäubt worden sein.

Einer der Verdächtigen (16)

„Wir bekamen Getränke serviert, bereits nach dem ersten Schluck wurde ich ohnmächtig. Leonie und ich müssen mit K.-o.-Tropfen betäubt worden sein.“

Mehrere Männer quälten sie zu Tode
Von den schrecklichen Dingen, die ihr danach angetan worden sind, will er „nichts mitbekommen“ haben. „Als ich aufwachte, war die Wohnung leer und ich alarmierte die Rettung, weil mich eine extreme Übelkeit geplagt hat.“

Der renommierte Anwalt Peter Philipp vertritt den angeblichen Freund des Opfers: „Er war zum Zeitpunkt der Tat bewusstlos.“ (Bild: Jöchl Martin)
Der renommierte Anwalt Peter Philipp vertritt den angeblichen Freund des Opfers: „Er war zum Zeitpunkt der Tat bewusstlos.“

Und erst viel später habe er von dem Verbrechen an dem Mädchen erfahren. Ob der Bursch - er befindet sich in Untersuchungshaft - lügt oder die Wahrheit sagt, werden Erhebungen der Kripo ergeben.

Leonies Eltern bezeichnen seine Angaben in einem Interview mit der Tageszeitung „Heute“ als „sicherlich falsch. Denn unsere Tochter war in einen jungen Österreicher verliebt.“

Aber: Wie viel wussten der Vater und die Mutter tatsächlich über ihr Kind?

Seltsame Anwaltswahl der Opfer-Eltern
Und was wissen sie über den Anwalt - Florian Höllwarth -, den sie nun engagiert haben? Der kürzlich mit opferverachtenden Aussagen für negatives mediales Aufsehen sorgte? Bei einem Prozess gegen drei Türken, die eine Kindergärtnerin zu sich nach Hause gelockt und sie dort auf abscheulichste Weise vergewaltigt hatten. So brutal, dass ihr Leben nur durch eine Notoperation gerettet werden konnte.

Höllwarth verteidigte den Hauptangeklagten, die Entschuldigung des Juristen für das fürchterliche Handeln seines Klienten lautete sinngemäß, dass eine Frau, wenn sie freiwillig mit Männern nachts in eine Wohnung gehe, vermutlich ohnehin Sex mit ihnen haben wolle.

Jetzt wird er die Rechte der Familie des toten Mädchens vertreten.

Leonie hätte sich wahrscheinlich dafür einen empathischeren Menschen gewünscht.

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