Mehr als ein Drittel jener Menschen in Großbritannien, die mit einer Infektion durch die Delta-Variante des Coronavirus starben, war bereits vollständig geimpft. Obwohl dies zunächst auf eine mangelnde Wirkung der Vakzine schließen lassen könnte, dürfte es sich dabei vielmehr um einen statistischen Effekt handeln. Bezüglich der Sicherheit der Impfung besteht bei Wissenschaftlern nach wie vor keine Sorge.
Mittlerweile sind in Großbritannien 86 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft worden. Knapp 64 Prozent der über 18-Jährigen haben bereits beide Impfungen erhalten. Dies hat den durchaus erfreulichen Effekt, dass auch die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden (zuletzt 122 Fälle innerhalb einer Woche) auf ein recht niedriges Niveau gesunken sind.
Zweifel an Impfstoff berechtigt?
Dennoch sorgen die Todeszahlen im Vereinigten Königreich mancherorts für Beunruhigung: Fast jeder Zweite, der nach einer Infektion mit der Delta-Variante verstorben ist, verfügte bereits über einen vollständigen Impfschutz. Grund zur Sorge sei dies jedoch nicht, wie der Statistiker Christoph Rothe von der Universität Mannheim erklärt.
Derlei Meldungen seien vergleichbar mit Aussagen, dass „70 Prozent aller Verkehrstoten angeschnallt waren“, führt er auf Twitter aus. „Dies suggeriert ein Problem, obwohl dahinter eigentlich eine Erfolgsgeschichte steht.“
Statistischer Effekt als Erklärung
Rothe spielt damit konkret auf zwei statistische Faktoren an, die hinlänglich bekannt sind: Einerseits, dass die Impfungen nicht zu 100 Prozent wirken können, andererseits, dass immer mehr Menschen eine Impfung erhalten haben. Besonderes der zweite Punkt fällt hierbei ins Gewicht.
Denn, je höher der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung, desto höher also auch der Anteil der Geimpften unter den Corona-Todesopfern. So ist die Quote an vollständig Geimpften logischerweise genau in den Bevölkerungsgruppen am größten, welche das größte Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben, wie beispielsweise Pensionisten oder Menschen mit chronischen Erkrankungen.
Delta-Variante könnte Situation verschärfen
Vieles deutet in dem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Impfungen bei diesen Gruppen vor schweren Erkrankungen und Tod nicht in gleichem Maße schützen, wie die Zahlen in den Studien an gesunden Menschen ergeben hatten. Es sterben also in den Risikogruppen ebenfalls voll Geimpfte, wenn auch weniger als ohne Impfung. Die Delta-Variante erhöht diesen Anteil womöglich zusätzlich, um diesen Effekt einzuschätzen, fehlen aber derzeit noch die Daten.
Risiko steigt mit dem Alter exponentiell an
Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit, dass junge Menschen mit gesundem Immunsystem an einer Sars-CoV-2-Infektion sterben, nach wie vor sehr gering - sie liegt im Bereich von Bruchteilen eines Promilles. Das Risiko steigt jedoch in den nicht umsonst so bezeichneten Risikogruppen exponentiell an: „Ein 80-Jähriger, der vollständig geimpft ist, hat in etwa das gleiche Risiko wie ein ungeimpfter 50-Jähriger“, erklären die Statistiker David Spiegelhalter und Anthony Masters im britischen Guardian. Die Sterblichkeit liegt aktuell bei 85-Jährigen bei 15 Prozent.
Impfung reduziert Sterbewahrscheinlichkeit deutlich
Solange die Corona-Pandemie andauert, wird es also weiterhin zu Todesfällen kommen, eben auch unter den Geimpften. Die Wahrscheinlichkeit, dass vollständig Geimpfte an den Folgen einer Corona-Infektion sterben, ist jedoch deutlich geringer.
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