Das Fraunhofer Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in Bonn hat eine Drohne entwickelt, die mit Dutzenden Mikrofonen Jagd auf schreiende Menschen macht. Was nach Stoff für eine Science-Fiction-Dystopie klingt, könnte in einigen Jahren Leben retten. Gedacht ist die Drohne nämlich für Such- und Rettungseinsätze.
Die Drohne, die ein Forscherteam um Macarena Varela und Wulf-Dieter Wirth entwickelt hat, trägt eine „Krähennest“ genannte Kugel mit 32 mikroelektromechanischen Mikrofonen. Damit fahndet sie im Flug nach Geräuschquellen und errechnet mithilfe von Verarbeitungstechniken wie Beamforming, wo ein Geräusch herkommt. In Folge kann die Drohne an der richtigen Stelle nach Menschen in Not suchen.
Beim Fraunhofer FKIE arbeitet man seit fünf Jahren an solchen Drohnen, berichtet „Mashable“ nach der Präsentation der Drohne auf einem Kongress der Acoustical Society of America. 2016 kämpfte man allerdings noch mit dem Problem, dass konventionelle Kondensatormikrofone für die Nutzung an einer Drohne zu groß und schwer sind. Mittlerweile habe man mit den mikroelektromechanischen Mini-Mikrofonen aber deutlich modernere Technologie zur Verfügung, die leicht genug sei, um Dutzende Mikros an einer Drohne zu befestigen, sagt Varela.
Drohne mit „impulsiven Geräuschen“ trainiert
Damit die Drohne im Katastrophenfall Verunglückte findet, wurde sie von den Forschern mit einer Audio-Datenbank mit „impulsiven Geräuschen“ trainiert, die Menschen in Not produzieren. Dabei kann es sich etwa um Schreie, Klatschen oder Klopfen handeln. Noch ist die Entwicklung der Drohne nicht abgeschlossen: Im Moment arbeite man daran, Filter zu entwickeln, um Störgeräusche wie den Rotorlärm der Drohne zu entfernen und Geräuschquellen möglichst präzise orten zu können.
Gelingt das, könnte die Drohne für Einsatzkräfte in aller Welt eine willkommene Hilfe werden: Aus der Luft sind Verunglückte deutlich schneller zu orten als etwa mit Suchhunden vom Boden aus. Nicht umsonst entwickeln neben dem Fraunhofer FKIE auch andere europäische Forschungsstätten Such- und Rettungsdrohnen. So etwa die Uni Linz: Dort wurde erst kürzlich eine KI-Drohne vorgestellt, die mit fortschrittlichen Wärmebild-Techniken aus der Luft nach Vermissten suchen soll.
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