Nach dem Rückzug von Firmengründer Jeff Bezos ist er die neue Nummer eins an der Konzernspitze: Amazon-Urgestein Andy Jassy hat am Montag die Leitung des Online-Händlers übernommen. Der 53-Jährige ist seit 24 Jahren bei Amazon; er fing dort drei Jahre nach der Gründung an, und zwar im Marketing. Amazon entwickelte sich seitdem vom kleinen Start-up zum Mammutkonzern.
Jassy, Vater von zwei Kindern, machte 1997 seinen Abschluss als Master of Business Administration (MBA) an der prestigeträchtigen Harvard Business School. Er habe Harvard „am ersten Freitag des Monats Mai“ verlassen und „am Montag darauf bei Amazon angefangen“, erzählte Jassy im September 2020 im Podcast The Disruptive Voice. Amazon war damals drei Jahre alt, von Jeff Bezos in einer Garage gegründet als Online-Versand für Bücher - aber schon auf dem Sprung an die Börse.
Heute ist Amazon einer der größten Internetkonzerne der Welt - stark im Online-Handel, aber auch im Geschäft mit Datenspeicherung in der Cloud. Weltweit beschäftigt das Unternehmen mehr als eine Million Menschen. An der Börse ist der Konzern rund 1770 Milliarden Dollar wert.
200 Millionen Dollar zum Amtsantritt
Jassy war bei dieser Entwicklung ganz vorn dabei. Er gründete 2003 Amazon Web Service (AWS), den Cloud-Anbieter, einer der profitabelsten Bereiche von Amazon. Die Ratingagentur S&P lobte kürzlich, der Übergang an der Spitze von Amazon sei sehr gut vorbereitet und werde entsprechend „sanft“ ausfallen. Jassy habe eine „solide Erfahrung“. Auch Jassys Nachfolger an der Spitze von AWS, Adam Selipsky, sei ein Manager mit elf Jahren Erfahrung bei AWS.
Die US-Presse beschreibt Andy Jassy, Musik- und Kinoliebhaber, als zugänglicher als Unternehmensgründer Bezos. Sein Geschenk zum Amtsantritt sind 61.000 Amazon-Aktien, auszahlbar in einem Zeitraum von zehn Jahren, Wert am Freitag: mehr als 200 Millionen Dollar.
Neue Herausforderungen
Die Frage, ob und wie sich Amazon unter Jassy verändern wird, ist schwierig zu beantworten. Im Podcast The Disruptive Voice pries er Gründer Bezos als „kreativen Denker“, der nicht nur „Technik-Qualitäten“ besitze, sondern gleichzeitig „Empathie für den Konsumenten“. Jassy wird andere Herausforderungen meistern müssen als Bezos: Die Kritik an Amazon wegen seiner marktbeherrschenden Stellung wächst und könnte die Politik in den USA zu harten Entscheidungen veranlassen.
Gründer Bezos bleibt Vorsitzender des Verwaltungsrats und dürfte die Geschicke des Konzerns auch künftig entscheidend mitbestimmen. Der 57-Jährige will sich nach eigenen Angaben künftig anderen Projekten stärker widmen, etwa seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Am 20. Juli will er persönlich am ersten bemannten Flug des Unternehmens ins All teilnehmen.
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