Konzentration!

KI stellt abgelenkte Politiker an Twitter-Pranger

Digital
06.07.2021 14:40

Wer auf Kosten des Steuerzahlers die Interessen seiner Wähler vertritt, sollte die politische Debatte im Parlament auch aufmerksam verfolgen: Nach diesem Motto hat ein belgischer Künstler ein KI-System entwickelt, das Live-Streams aus dem flämischen Parlament automatisch nach durch ihre Handys abgelenkten Volksvertretern absucht und diese auf Twitter und Instagram an den Social-Media-Pranger stellt.

Mit seinem Projekt „The Flemish Scrollers“ will der Digitalkünstler Dries Depoorter augenzwinkernd Bewusstsein dafür schaffen, dass nicht alle Politiker im Parlament mit voller Aufmerksamkeit der politischen Debatte folgen. Anlassfall für das Kunstprojekt dürfte unter anderem ein Eklat um den flämischen Ministerpräsidenten Jan Jambon gewesen sein: Er wurde vor zwei Jahren gefilmt, als er im Parlament gerade „Angry Birds“ spielte, statt seinen Kollegen zu lauschen.

Dries Depoorter, der Erfinder von „The Flemish Scrollers“:

Gesichtserkennung verfolgt YouTube-Livestream
Die Funktionsweise des KI-Bots: Die Software zapft die täglichen YouTube-Livestreams an, die aus dem flämischen Parlament gesendet werden. Die Videos werden durch eine Gesichtserkennung ausgewertet, die erkennt, ob ein Politiker in sein Smartphone schaut. Das Tool errechnet, wie viel Zeit die Politiker mit ihren Handys verbringen und postet automatisch Fotos der Smartphone-Sünder auf Twitter und Instagram - inklusive der deutlichen Aufforderung: „Bitte konzentrieren Sie sich!“

Der am Montag online gegangene Twitter-Account hat bereits etliche Politiker - auch Ministerpräsident Jambon - ermahnt und für lebhafte Debatten in den sozialen Medien gesorgt. Damit der betroffene Politiker die Ermahnung wahrnimmt und die Öffentlichkeit weiß, wer da so viel Zeit mit seinem Smartphone verbringt, verlinkt der KI-Bot in seinen Postings auch gleich das Twitter-Profil des jeweiligen Volksvertreters.

Was am Smartphone geschieht, bleibt offen
Eine Schwäche hat das System allerdings, hebt das IT-Portal „Mashable“ in einem Bericht über „The Flemish Scrollers“ fest: Was genau die Politiker da während der Parlamentssitzung mit ihren Handys machen, bleibt offen. Der eine oder andere dürfte sich, wenn er ins Smartphone schaut, immerhin sehr wohl mit beruflichen Belangen beschäftigen, wichtige E-Mails beantworten oder sich mit seinen Parteikollegen abstimmen. Ein Politiker, der ins Handy schaut, muss ja nicht zwangsläufig der Verlockung „Angry Birds“ erliegen ...

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