Ach du grüne Neune, würden die Deutschen wohl sagen. Die Bewohner der Betonhochburg Seestadt Aspern in Wien beklagen fehlende Grünflächen! Aber da soll einer noch sagen, die Stadt würde nicht schnell reagieren - quasi über Nacht erstrahlt ein Grätzel in den grellsten Naturfarben. Wie das so schnell ging? Das Grün ist aufgemalt.
Mehr Grün für die Seestadt Aspern. Vielleicht war die Forderung der Bewohner nicht präzise genug formuliert. Wie berichtet, erhitzt sich die Seestadt gerade in Hitzewellen auf Höllen-Temperaturen von bis zu 48,4 Grad (Asphaltboden). Auf den Sitzgelegenheiten aus Granit könnte man Spiegeleier braten.
Doch urplötzlich ist die Seestadt beim sogenannten Elinor-Ostrom-Park grün wie die saftigste Tiroler Weide. Wie geht denn das? Zauberbohnen? Genmanipulierte Schlingpflanzen? Teurer Kunstrasen? Nichts davon, die Betonsäulen der U-Bahn-Trasse wurden lediglich mit grüner Farbe überpinselt. Topf drauf, drüberschminken, fertig.
„So wird man den Hitze-Hotspot nicht entschärfen können“, ärgert sich auch FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik. „Es kann sich bei der Maßnahme nur um einen schlechten Scherz handeln.“
In ein paar Jahren ein Park
Was also soll dieser Etikettenschwindel? Die Idee dahinter ist gut gemeint. „Dort laufen Bauarbeiten auf Hochtouren. Im September 2021 wird eine 28.000 Quadratmeter große Parkanlage eröffnet“ heißt es aus dem Büro von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Die Visualisierungen versprechen Grünflächen und meterhohe Bäume. Das Problem: Die haben bei der Pflanzung maximal einen Stammumfang von 30 Zentimeter. Es dauert viele Jahre, bis die Schatten spenden.
Tipp: Bäume auf die Betonsäulen aufmalen. Fertig ist der Wald.
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