„Tropische Nächte“

Polarkreis dampft unter gewaltiger Hitzeglocke

Ausland
07.07.2021 15:35

Nach den Temperaturrekorden in Kanada kämpft nun auch Skandinavien mit einer enormen Hitzewelle. So meldet etwa Finnland die höchsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 180 Jahren. In Norwegen wurden jenseits des Polarkreises gar Temperaturen von über 34 Grad gemessen.

Wie das Meteorologische Institut von Norwegen am Dienstag auf Twitter mitteilte, wurden in der Gemeinde Porsanger in der nördlichsten norwegischen Provinz Troms und Finnmark am Montagnachmittag 34,3 Grad Celsius gemessen - das sei ein Rekord für die Provinz. Vielerorts bestand Waldbrandgefahr.

Temperaturen auch nachts hoch
Um die 34 Grad seien in Saltdal im höchsten Norden gemessen worden, ein Jahresrekord. Im sonst eher kühlen Norwegen ist außerdem von „tropischen Nächten“ die Rede. In mehreren Städten fielen die Temperaturen nachts zuletzt nicht mehr unter 20 Grad. Der landesweite historische Hitze-Höchstwert lag in Norwegen zuletzt bei 35,6 Grad. Gefühlt macht das gerade aber keinen großen Unterschied.

In neun der elf norwegischen Provinzen sei zudem bisher in diesem Jahr eine Hitzewelle registriert worden. Als solche wird in Norwegen definiert, wenn die Maximaltemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Durchschnitt bei mindestens 28 Grad liegt.

Hochdruckgebiet sorgt für Hitzewelle
Auch in Finnland und Schweden ist es im Moment ungewöhnlich heiß. Grund dafür ist nach Angaben des finnischen Rundfunksenders Yle ein Hochdruckgebiet östlich von Finnland, das weitere warme Luft aus Sibirien mit sich bringt. Im nordfinnischen Lappland wurden nach Angaben des Meteorologischen Instituts Finnlands zuletzt 33,5 Grad Celsius registriert, was der höchsten gemessenen Temperatur in dieser Region seit mehr als 100 Jahren entsprach.

Noch nie zuvor wurden so weit im Norden derart hohe Temperaturen verzeichnet. (Bild: AFP/Pierre-Henry DESHAYES)
Noch nie zuvor wurden so weit im Norden derart hohe Temperaturen verzeichnet.

Klimakrise endgültig angekommen
Die Wetterkapriolen in Europa weisen dabei gewisse Parallelen zu jenen in Nordamerika auf. Generell gehen Klimaexperten davon aus, dass es aufgrund der Erderwärmung vermehrt zu Hitzewellen und Dürren kommt und bislang als extrem angesehene Temperaturen häufiger erreicht werden. Schon 2018 wiesen Wissenschaftler in einer Studie der Universität Oxford nach, dass Hitzewellen in Europa wegen des Klimawandels wahrscheinlicher werden.

Hitzestau verschwand tagelang nicht
Auslöser für das zuletzt aufgetauchte Extremwetter war ein Hitzestau über den betroffenen Regionen. Wie eine Glocke legte sich die Wärme über das Land und verschwand tagelang nicht. Das Hochdrucksystem wurde dabei vom Jetstream beeinflusst. Diese bis zu mehrere Hundert Kilometer pro Stunde schnellen Höhenwinde, die sich einmal um die Erde spannen, haben einen bedeutenden Anteil am Wetter - besonders wenn sie sich - wie aktuell der Fall - deutlich verlangsamen.

„Fingerabdrücke des Klimawandels“
Während sich vereinzelte Wetterphänomene kaum dem Klimawandel zuschreiben lassen, sind sich Wissenschaftler einig, dass die sich gerade weltweit bildenden Hitzeglocken mehr als ein zeitlicher Zufall sind. „Wir sehen die Fingerabdrücke des Klimawandels“, sagte etwa Michael Palecki von der US-Klimabehörde NOAA.

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