Die „Tor-Zwillinge“

ÖFB-Spiel brachte den schönsten Jubel dieser EURO

(Bild: AFP )

Natürlich war der Jubel des Turniers aus österreichischer Sicht eine ziemlich traurige Angelegenheit. Passierte es doch ausgerechnet nach dem Tor von Federico Chiesa, in der Verlängerung des Spieles Österreich gegen Italien. Aus einer anderen Sicht waren die Emotionen zwischen Roberto Mancini und Gianluca Vialli trotzdem etwas Wunderbares.

Die Szene wird wohl niemand so schnell vergessen. Federico Chiesa trifft, Roberto Mancini reißt seine Hand nach oben, plötzlich, direkt von der Tribüne rennt ein Mitglied des Italien-Teams, ein Glatzkopf im Sakko, auf ihn zu und drückt ihn fest an sich. Die beiden Protagonisten: Roberto Mancini und Gianluca Vialli, zwei mittlerweile 56-jährige Fußball-Legenden. „Eine Umarmung als Symbol für das italienische Herz“, schrieb das Portal „fanpage.it“ über die Szene. 

Seit 40 Jahren
Und tatsächlich. Die langjährigen Freunde, die einst bei Sampdoria „Zwillinge des Tores“ genannt wurden, verbindet schon eine etwa 40 Jahre alte Freundschaft. Und in schweren Zeiten sieht man die wahren Freunde. Gianluca Vialli bekam vor vier Jahren die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. 2018 verkündete er, dass er die Krankheit besiegt hat. Bis dahin bangte ganz Italien um ihn. Sein Freund Mancini traute sich kaum, ihn anzurufen. Der alte Weggefährte war so abgemagert, dass er unter seinem Hemd noch einen Pullover tragen musste, „um die Leute nicht zu erschrecken“, wie er sagte. 

(Bild: Screenshot/Sky)

Die Arbeit bei Italiens Team wurde ein Teil der Therapie. Teamchef Roberto Mancini holte ihn 2019 als Delegationsleiter in sein Team. Und ab dem Moment waren sie wieder wie Pech und Schwefel. Wie bei Sampdoria Genua, einem Provinzverein, wo sie 1990 Meister wurden und 1992 im Meistercup-Finale gegen Barcelona spielten. Im Wembley übrigens. Die beiden haben also noch eine Rechnung mit dem berühmtesten Stadion der Welt offen. Ein Sieg noch - sagt Mancini - und die Revanche für das verlorene Meistercup-Endspiel ist geglückt.

„Luca“ und „Mancio“.

(Bild: AFP or licensors)

„Wir sind Freunde“
Vialli tut die Rolle als Motivator und Begleiter junger Spieler gut. „Wir haben uns neben dem Feld schon gut verstanden, auf dem Platz immer gut ergänzt, wir sind Freunde“, erzählte Vialli gegenüber „Sky Sports“.  Wie seinen Freund Vialli richtete Mancini die jahrelang schwächelnde italienische Mannschaft wieder auf. Man ist jetzt seit 33 Spielen ungeschlagen. Und vielleicht will das Schicksal, dass der schönste Jubel der EURO sich im Finale wiederholt.

Gianluca rennt auf Roberto zu, Roberto umarmt Gianluca, bei dem Jubel steht die Zeit still. Alles so, wie vor 30 bis 40 Jahren bei Sampdoria. Eleganz, Leidenschaft, Herz. Nur: Jetzt liegt ihnen nicht nur Genua, sondern ganz Italien zu Füßen ...