Gräueltaten wirft der Grazer Staatsanwalt den vor ihm sitzenden Anklagten im Wiener Schwursaal vor: Verschleppung von Frauen in Syrien, Hinrichtungen im Namen der Religion. Einer von ihnen ist „Hassprediger“ Mirsad O. alias Ebu Tejma - der doppelt überrascht: westlicher Stil und ein Geständnis ...
Die äußere Wandlung hat er vollzogen: Mirsad O. alias Ebu Tejma (39) erscheint vor Geschworenen in Wien schlank, mit Kurzhaarschnitt und gepflegtem 3-Tages-Bart im Pullover. Und die innere Wandlung? Der „Umdenkprozess“ soll just im Gefängnis stattfinden, wo er als Terrorist des Islamischen Staates IS seit 2014 für insgesamt 20 Jahre sitzt: „Meine Vorträge haben viel Unheil bewirkt, das tut mir heute leid. Ich kann es aber nicht ungeschehen machen.“
Und er gesteht. Die Vorwürfe von Staatsanwalt Winklhofer seien „großteils richtig“. Ja, er hat den Hauptangeklagten Turpal I. (32) und einen weiteren mitangeklagten Steirer (32) überredet, für den IS nach Syrien zu gehen, „um dort zu kämpfen“. Aber nicht zu morden, wie ihnen die Anklage vorwirft: Zivilisten in einem Hochhaus erschossen, Frauen als Sklavinnen gefangen genommen und zumindest sieben Schiiten die Köpfe abgeschlagen zu haben ...
Turpal I. soll für diese Gräueltaten verantwortlich sein. Ist er nicht, sagt der Anwalt des einstigen österreichischen Taekwondo-Staatsmeisters. Er wollte nur wissen, wo sein Schwager, ein IS-Kämpfer in Syrien, getötet und begraben wurde. Er ist jener Mann, der im Mai wegen zu langer Dauer aus der U-Haft entlassen werden musste - und erschien auf freiem Fuß zur Verhandlung!
Der dritte Angeklagte ist ein Steirer aus der Neonazi-Szene, der zum Islam konvertierte und ebenfalls in Syrien gekämpft haben soll. Auf der Anklagebank sitzen auch zwei Frauen - die Ehefrau von Mirsad O., verschleiert, die Ex-Frau von Turpal I. in knappem Outfit. Flüchtig ist die Mutter - für sie beantragte der Staatsanwalt einen europäischen Haftbefehl. Der Prozess wird bis Ende Juli fortgesetzt.
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