„Auf Landesebene haben wir gehandelt. Die Entscheidung der Ortspartei Scharten aber müssen wir respektieren“, beschreibt Parteimanager Wolfgang Hattmannsdorfer den Zwiespalt, in den Bürgermeister Jürgen Höckner die ÖVP gebracht hat. Trotz Strafprozess wegen Vergewaltigungsvorwürfen will Jürgen Höckner Bürgermeister von Scharten bleiben. Wie erklärt er uns das?
„OÖ Krone“: Wie geht’s Ihnen denn am Tag danach?
Jürgen Höckner: (Seufzt) Zwiegespalten aufgrund der Medienberichte. Aus der Bevölkerung habe ich schon einige sehr positive Rückmeldungen. Es ist für mich keine einfache Zeit, aber ich will für mein Recht kämpfen, im Bewusstsein, dass ich nichts Unrechtes getan habe.
Aber für’s Recht kämpfen, da ist der Strafprozess die Bühne. Warum tun Sie sich den Kampf auch auf der politischen Bühne an?
Das ist einfach Teil meine persönlichen Auseinandersetzung mit all dem. Ich kann jetzt nicht alles aufgeben. Funktionen wie den Bürgermeister habe ich sehr gerne gemacht.
Eigenartig ist die Wiederkandidatur aber schon.
Das ist mir bewusst, aber ich muss auch sagen, ein jeder redet immer von der sogenannten Unschuldsvermutung und dass man nicht vorverurteilen darf. Eine Anklage ist noch kein Gerichtsurteil.
Sie glauben, die Wähler sagen, Höckner soll bleiben?
Ja. Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, würde ich nicht antreten.
VP macht nur halb Schluss
Auch am Tag danach bleibt es dabei: Die OÖVP macht mit Jürgen Höckner, der trotz laufendem Strafprozess um Vergewaltigungsvorwürfe wieder zur Bürgermeister-Direktwahl in Scharten antritt, nur halb Schluss. LH Thomas Stelzer wirft seine Autorität als Landesparteichef nicht in die Waagschale, um Höckners Wiederkandidatur zu verhindern, und sein Parteisekretär Wolfgann Hattmannsdorfer erläutert das so: „Auf Landesebene haben wir einen klaren Schlussstrich gezogen, denn wer auf der Kandidatenliste für die Landtagswahl steht, entscheidet die Landespartei. Wer aber Bürgermeister-Kandidat wird, da liegt die Entscheidung allein bei der Ortspartei. Und Höckner wurde mit einem Ergebnis von 92 Prozent aufgestellt. Das müssen wir von der Landespartei respektieren.“
Auf Landesebene haben wir einen klaren Schlussstrich gezogen, denn wer auf der Kandidatenliste für die Landtagswahl steht, entscheidet die Landespartei.
Wolfgang Hattmannsdorfer
Höckner hat ja sein ÖVP-Landtagsmandat zurückgelegt, weil sein Strafprozess länger als erwartet dauert, und „er wird auch nicht mehr kandidiert“, wie es Hattmannsdorfer ausdrückt. Sybille Prähofer, Unternehmerin aus Wels, folgte ihm übrigens nur vorübergehend nach. Bei der Wahl wird der Landtagssitz an die junge Eferdinger ÖVP-Stadträtin Astrid Zehetmair fallen. Interessant wäre, was die Frauenbewegung der OÖVP zu dem Ganzen sagt. Frauenchefin Cornelia Pöttinger ist auf Urlaub und reagierte auf eine „Krone“-Anfrage nicht. Doch Maria Pachner, eine ihrer Stellvertreterinnen, hob frühmorgens ab.
„Als Kollegin bin ich verwundert“
Maria Pachner ist Bürgermeisterin von Grieskirchen und eine Vizechefin der OÖVP-Frauen. Was denkt sie über Höckners Schritt?
„OÖ Krone“: Was sagen Sie als prominente ÖVP-Frau zur Wiederkandidatur Höckners trotz laufendem Strafprozess?
Maria Pachner: Es ist für mich eine schwierige Situation. Ich kenne den Jürgen Höckner gut und die Vorwürfe haben mich sehr überrascht. Aber ich vertraue auf die Gerichte. Nur hätte ich mir auch gewünscht, dass das Urteil schon da ist. Ich bin nicht glücklich über die Situation, sagen wir es mal so. Als Bürgermeister-Kollegin habe ich mich sehr gewundert über diese Ankündigung der Kandidatur.
Das Dilemma bei all dem ist ja: Vor Gericht kann es so oder so ausgehen.
Es ist eine heikle Geschichte. Ich möchte Höckner nicht anschwärzen und auch keinem Urteil vorgreifen. Man hat als Politikerin, als Politiker eine gewisse Vorbildfunktion, dessen muss man sich bewusst sein. Ich stehe da für eine saubere Politik. Und ja, wie das dort (in Scharten) gehandhabt wird, verwundert mich.
Gerade als Frau?
Aus Frauensicht kommt man schon in eine Rolle, die nicht lustig ist, sagen wir es mal so.
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