Neues Gesetz in Ungarn
Strafe wegen Kinderbuch über Regenbogen-Familie
Das umstrittene ungarische Gesetz zur Beschränkung der Information über Homo- und Transsexualität für Personen unter 18 Jahren ist am Donnerstag in Kraft getreten. Die neuen Bestimmungen spürt bereits ein Verlag am eigenen Leib. Weil er ein Kinderbuch über eine sogenannte Regenbogen-Familie nicht mit einem Warnhinweis an Eltern versehen hat, muss das Unternehmen umgerechnet 700 Euro Strafe zahlen.
Bei dem betroffenen Buch handelt es sich um die ungarische Übersetzung des Märchens „Early One Morning“ des US-Autors Lawrence Schimel. Darin geht es um eine Familie mit gleichgeschlechtlichen Eltern. In dem Buch fehle der Hinweis, dass darin Geschichten erzählt würden, die nicht die „traditionellen Geschlechterrollen“ abbildeten, sagte der Landrat Richard Tarnai am Dienstag im Sender HirTV. Indem sie das Buch wie andere Märchenbücher behandelt habe, habe die Firma gegen das Gesetz verstoßen, erklärte Tarnai.
Verlag und Autor wehren sich: „Das ist völlig normal“
Das bestrafte Unternehmen wehrte sich gegen die Vorwürfen. „Regenbogen-Familien sind völlig normal“, hieß es auf der Facebook-Seite. Jede Familie habe das Recht, dass es über sie ein Märchen gibt. Zudem sei die Sexualität der Eltern kein Thema in dem Buch.
Lawrence Schimel, Autor des besagten Buches meldete sich ebenfalls zur Causa und gratulierte all jenen, die „einen Kampf gegen ein homophobes Regime“ führen. Zudem zeigte sich der US-Amerikaner auf Twitter auch ein wenig „stolz, einen kleinen Beitrag zu leisten, dass Kinder in Ungarn eine Chance haben, LGBTIQ-Familien zu sehen, die es in der Welt gibt“.
Orban sieht „beispiellose Kampagne“ gegen Ungarn
Das neue Homosexuellen-Gesetz, das unter anderem Bildungsprogramme oder Werbung von Großunternehmen, die sich mit Homo- und Transsexuellen solidarisch erklären, untersagt, sorgt seit Wochen für Aufregung in der EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drohte mit rechtlichen Schritten, EU-Abgeordnete forderten am Mittwoch die Kürzung von Geldern für Budapest. Die ungarische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban warf ihrerseits Brüssel eine „beispiellose Kampagne“ vor. Ihren Angaben zufolge soll das Gesetz lediglich Eltern die Entscheidung darüber „zurückgeben“, wie ihre Kinder erzogen werden. Offizielles Ziel ist der Schutz von Minderjährigen, Aktivisten sprechen von einem Schlag gegen die LGBTIQ-Gemeinde.
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