Angriff in Amsterdam
Nach Schüssen auf Reporter: „Beten für ein Wunder“
Am zweiten Tag nach dem Mordanschlag ist der Gesundheitszustand des niederländischen Reporters Peter R. de Vries (64) nach wie vor äußerst kritisch. „Peter kämpft noch immer um sein Leben“, sagte der Chef des TV-Senders RTL, Peter van der Vorst. „Wir beten alle für ein Wunder.“ De Vries war am Dienstagabend mit schweren Kopfverletzungen in ein Amsterdamer Krankenhaus gebracht worden. Ein Mann hatte mehrere Schüsse auf ihn abgegeben.
Das Justizministerium kündigte an, dass Sicherheitsmaßnahmen künftig verschärft werden sollten, um den Rechtsstaat zu schützen. Inzwischen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Zwei Männer waren nur wenige Stunden nach der Tat festgenommen worden. Einer von ihnen, ein 35 Jahre alter Pole mit Wohnsitz im Südosten der Niederlande, soll zuvor erst in der vergangenen Woche wegen Bedrohung für kurze Zeit festgenommen worden sein, berichten mehrere Medien. Am Freitag werden beide dem Haftrichter vorgeführt.
Organisiertes Verbrechen verantwortlich?
Noch ist aber nicht deutlich, wer hinter der Tat steckt. Die Hinweise verdichten sich, dass das organisierte Verbrechen verantwortlich ist. De Vries ist seit Beginn 2020 Vertrauensperson des Kronzeugen in einem großen Strafprozess, der zurzeit in Amsterdam läuft. Er war mehrfach bedroht worden, hatte Personenschutz jedoch strikt abgelehnt. Bereits 2019 war der Verteidiger des Kronzeugen erschossen worden, zuvor hatte man auch den unschuldigen Bruder des Kronzeugen getötet.
Entsetzen weit über die Landesgrenzen hinweg
Die Tat hat die Niederlande geschockt und auch Entsetzen im Ausland ausgelöst. Vertreter der EU und von Regierungen verurteilten den Anschlag als Angriff auf den Rechtsstaat. Internationale Journalistenverbände sprachen von einem Anschlag auf die Unabhängigkeit des Journalismus in Europa und forderten eine rückhaltlose Aufklärung.
Berühmtheit in den Niederlanden
De Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande und tritt regelmäßig auch als Sprecher von Opfern bei Prozessen auf. Er hatte zudem an der Aufklärung mehrerer spektakulärer Fälle mitgewirkt. Regelmäßig ist er Gast bei TV-Talkshows. International bekannt wurde der Reporter 1987 mit seinem Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. 2008 gewannt er einen Emmy Award für seine Reportagen über den Fall von Natalee Holloway. Die Amerikanerin war 2005 auf Aruba verschwunden und vermutlich von einem Niederländer getötet worden.
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