Unter der Lupe

33% der Handels-Gütezeichen fielen bei Test durch

Leben
08.07.2021 11:50

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die 31 wichtigsten Gütezeichen für Lebensmittel, die von den zehn größten österreichischen Supermarktketten verwendet werden, unter die Lupe genommen. Auch drei Jahre nach dem ersten Ratgeber 2018 ist das Ergebnis unerfreulich: Ein Drittel der im Handel verbreiteten Gütezeichen fallen durch. Diese sind vor allem globale Kennzeichnungen wie etwa das Palmöllabel RSPO oder das Fisch-Siegel MSC. Mittlerweile soll es über 460 internationale Gütezeichen geben, die in 200 Ländern operieren.

Regionale Zeichen wie Bio Austria und AMA Bio hingegen werden tendenziell als vertrauenswürdig eingestuft. Zusätzlich wurden 14 Biomarken von Handelsketten bewertet. Auch hier gibt es aus Umweltsicht keine Bedenken.

(Bild: Greenpeace)

Vorsicht bei globalen Kennzeichnungen
Von den insgesamt 31 überprüften Gütezeichen hat Greenpeace vier rot, also absolut nicht vertrauenswürdig, vier orange, also wenig vertrauenswürdig und zwei gelb und somit nur bedingt vertrauenswürdig eingestuft. Vor allem bei globalen Kennzeichnungen ist Vorsicht geboten. „Anstatt das Problem der weltweiten Überfischung oder der Regenwaldzerstörung zu stoppen, treiben Kennzeichnungen wie das Palmöl-Label RSPO und das Meeresfisch-Siegel MSC den Konsum von umweltzerstörenden Produkten immer weiter voran“, so Lisa Panhuber von Greenpeace.

18 Kilo Palmöl pro Person/Jahr in Österreich
Statt Umweltschutz steht dort wirtschaftlicher Wachstum an erster Stelle. Innerhalb von zehn Jahren ist etwa die Anbaufläche von RSPO um das Sechsfache auf 4,4 Millionen Hektar-Fläche gewachsen, das entspricht etwa der Hälfte der Gesamtfläche von Österreich. In Österreich werden mittlerweile laut Grünem Bericht des Landwirtschaftsministeriums 18 Kilogramm Palmöl etwa für Fertiggerichte und Schokolade pro Jahr und Person verbraucht.

Eine an den Regenwald angrenzende Palmölplantage (Bild: © Greenpeace / Ardiles Rante)
Eine an den Regenwald angrenzende Palmölplantage

Rund 200 Gütesiegel in Österreich
Die Anzahl sogenannter „Öko-Labels“ ist weltweit seit der Einführung des ersten Gütezeichens (Blauer Engel) Ende der 1970er Jahre rasant gestiegen. Mittlerweile wird geschätzt, dass es über 460 internationale Gütezeichen gibt, die in 200 Ländern operieren. In Österreich gibt es rund 200 Gütezeichen, die scheinbar nachhaltige Lebensmittel kennzeichnen. 

Veränderungen bei Rainforest-Alliance-Siegel
Im Vergleich zum letzten Gütezeichen-Ratgeber von Greenpeace gab es nur bei der Kennzeichnung Rainforest Alliance eine nennenswerte Veränderung. Das Zeichen wird vor allem für Kaffee, Tee und Kakao verwendet und wurde von „nicht vertrauenswürdig“ zu „bedingt vertrauenswürdig“ aufgestuft. Der Grund dafür sind Verbesserungen in den Umweltkriterien, wie etwa ein Verbot von Gentechnik sowie Verbesserungen in den Sozialkriterien, wie etwa höhere Preise für die Produzenten.

(Bild: Mitja Kobal/Greenpeace)

Auch das Angebot an zertifizierten Fisch-Produkten ist gewachsen: Mittlerweile tragen 65 bis 90 Prozent der Tiefkühl-Fischprodukte in den heimischen Supermärkten das MSC- oder ASC-Zeichen. Doch obwohl die Fischbestände in den Meeren zu 90 Prozent als überfischt oder bis an die Grenze befischt gelten, zertifiziert MSC laufend neue Fischereien.

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(Bild: kmm)



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