Nach Ansicht des hessischen Datenschutzbeauftragten Alexander Roßnagel lebt der Messenger WhatsApp vom Gruppenzwang: Als einzelner Nutzer könne man ihm kaum den Rücken kehren, weil man dann mit dem Verlust sozialer Kontakte rechnen müsste. In Folge halten viele User WhatsApp die Treue, die lieber zu einem Rivalen abwandern würden.
„Es wird ein hoher sozialer Zwang ausgeübt, ein bestimmtes Produkt zu nutzen“, zitiert das IT-Portal Golem.de Roßnagel. Wer WhatsApp etwa wegen der jüngsten Änderungen in den Nutzungsbedingungen nicht mehr verwenden wolle, müsse beim Wechsel mit einem Ausschluss aus dem Sozialgeschehen im Bekanntenkreis rechnen.
Man muss eigentlich immer gemeinsam mit der ganzen Gruppe wechseln.
Alexander Roßnagel, Datenschutzbeauftragter Hessens
Roßnagel: „Man muss eigentlich immer gemeinsam mit der ganzen Gruppe wechseln. Wenn nur ein einzelner wechselt, dann ist das mit dem Verlust sozialer Kontakt verbunden.“ Roßnagel empfiehlt, bei Chatpartnern aktiv für einen Wechsel auf einen anderen Messenger zu werben.
Datenschützer rät von WhatsApp und Facebook ab
Aus Sicht des Datenschützers wäre ein Wechsel ratsam: Er selbst würde nicht nur sein WhatsApp-Profil löschen, sondern auch gleich das Facebook-Konto, erklärt der Experte. Immerhin erteile man bei der Anmeldung die Einwilligung zur Verarbeitung persönlicher Daten. „Bei dieser Form der Einwilligung ist überhaupt nicht nachvollziehbar, wozu man ja gesagt hat.“
Roßnagel verweist auf die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO): „Dort steht ausdrücklich, dass solche Einwilligungen einfach, in klarer Sprache und gut verständlich formuliert sein müssen.“ Bei WhatsApp und Facebook sei dies aber nicht der Fall. Daher empfehle er, die Nutzung von Facebook-Angeboten zu überdenken, zieht der Datenschützer Fazit.
WhatsApp stand in den vergangenen Monaten wegen einer Änderung seiner Nutzungsbedingungen in der Kritik, die verstärkten Datenaustausch mit Konzernmutter Facebook vorsieht. Die Ankündigung der neuen AGB sorgte für einen noch nie dagewesenen Nutzer-Exodus in Richtung alternativer Messenger wie Signal oder Telegram. An der Marktführerschaft von WhatsApp hat die AGB-Aufregung allerdings nichts geändert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.