Eine vierte Welle an Corona-Infektionen wird es wegen der erhöhten Übertragbarkeit der Delta-Variante „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ geben, wie aus einem Policy Brief des Covid-Prognosekonsortiums zur Risikobewertung hervorgeht. Unklar ist allerdings der Zeitpunkt dieser Welle und ihre Höhe. Dass beim Impfen aufs Tempo gedrückt wird, sei essenziell - denn auch eine Durchimpfungsrate (Vollimmunisierung) von 70 Prozent könnte gegen Delta noch nicht ausreichend sein.
Das Konsortium betonte, dass aus vorliegenden Daten (vor allem aus Großbritannien) sich festhalten lasse, dass „die Delta-Variante deutlich übertragbarer (transmissibler) als die bislang dominante Alpha-Variante (B.1.1.7) ist“. Erste Schätzungen würden auf eine Transmissibilität hindeuten, die etwa um 50 Prozent höher im Vergleich zur bisher dominanten Alpha-Variante sei. „Im Vereinigten Königreich ist die Delta-Variante derzeit mit einer Prävalenz von über 90 Prozent bereits dominant“, hieß es.
„Daten der Varianten-Surveillance (...) legen nahe, dass die Delta-Variante auch in Österreich das Fallgeschehen bereits dominiert“, schrieb das Konsortium. „Eine genauere Schätzung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Delta-Variante ist aufgrund des derzeit niedrigen Fallgeschehens mit großer Unsicherheit behaftet“, betonte das Konsortium.
Systemkritische Spitalsauslastung unwahrscheinlich
„Trotz der aktuell niedrigen Inzidenz ist eine rasche Zunahme der Delta-Variante mit Austausch der gegenwärtig dominierenden Alpha-Variante (...) in Österreich anzunehmen. Ein systemkritischer Belag in den Krankenanstalten ist im Sommer 2021 jedoch unwahrscheinlich“, vermutet das Konsortium.
Ein systemkritischer Belag in den Krankenanstalten ist im Sommer 2021 jedoch unwahrscheinlich.
Einschätzung des Covid-Prognosekonsortiums
Alles hängt vom Impftempo ab
Das Best-Case-Szenario des Konsortiums geht von einer Vollimmunisierungsrate von 80 Prozent aus, die bei etwa 80 Prozent des Impftempos aus dem Juni 2021 erreicht würde. Hier „ist eine systemgefährdende Epidemiewelle bis Ende September sehr unwahrscheinlich“, hieß es. Wird das Tempo beibehalten, aber nur eine Vollimmunisierungsrate von 60 Prozent erreicht, wäre eine systemkritische Auslastung der Intensivstationen weiter sehr unwahrscheinlich. Der Schlüssel liegt also offenbar beim Impftempo.
70 Prozent noch nicht genug
Das Konsortium betonte: „Bei einer Durchimpfungsrate (Vollimmunisierung) von 70 Prozent ist der hypothetische Schwellwert der Herdenimmunität für die Delta-Variante noch nicht erreicht, insbesondere in der kälteren Jahreszeit.“ Selbst bei einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent (Vollimmunisierung) oder höher sei „davon auszugehen, dass es in Bevölkerungsgruppen mit geringer Durchimpfung zu größeren Clustern oder zur unkontrollierten Übertragung in diesen Bevölkerungsgruppen kommen kann“. Deshalb, so das Konsortium: „Die Erhöhung der Durchimpfungsrate und der Impfbereitschaft in allen Bevölkerungsgruppen ist daher essenziell.“
Die Erhöhung der Durchimpfungsrate und der Impfbereitschaft (...) ist essenziell.
Einschätzung des Covid-Prognosekonsortiums
Außerdem empfahlen die Experten, „Maßnahmen, welche nur geringe Einschränkungen für die Bevölkerung bedeuten, jedoch zur Dämpfung des Anstiegs der Fallzahlen beitragen“, beizubehalten. „Dies gilt insbesondere für die Aufrechterhaltung eines niederschwelligen und breitflächigen Testangebots vornehmlich mit PCR-Testverfahren.“
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