Nach Truppenabzug
Taliban könnten bald ganz Afghanistan beherrschen
Ein mehr als düsteres Bild zeichnen die amerikanischen Geheimdienste für Afghanistan nach dem bald vollendeten Abzug aller westlichen Truppen: In nur sechs Monaten könnten die islamistischen Taliban das ganze Land beherrschen.
Die USA und deren westliche Alliierte haben nach fast 20 Jahren Krieg bereits mehr als 90 Prozent ihrer Truppen abgezogen, bis Ende August - spätestens zum Jahrestag der Attentate von 9/11 - sollen bis auf eine kleine Schutztruppe und vielleicht ein paar Kampfpiloten alle US-Soldaten das Land am Hindukusch verlassen haben.
Die Amerikaner haben nach all den Jahren angesichts der enormen Kosten jeglicher Art und der nur geringen nachhaltigen Erfolge schlichtweg aufgegeben. Sie nehmen hin, dass das Land, das für sie am anderen Ende der Welt liegt, bald wieder ein islamistisches Emirat sein könnte. Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass die Taliban bald an der Macht sein werden.
Kämpfe zwischen Taliban und Regierungstruppen massiv verstärkt
Seit Beginn des Abzugs der US- und NATO-Truppen im Mai haben sich die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Taliban massiv verstärkt. Der Chef der britischen Streitkräfte, Nick Carter, warnte am Donnerstag vor einem regelrechten Bürgerkrieg in Afghanistan, sobald alle ausländischen Truppen das Land verlassen haben. Es könnte in eine ähnlich prekäre Lage wie in den 1990er-Jahren rutschen.
US-Präsident Joe Biden verteidigte am Donnerstag angesichts des Taliban-Vormarsches den raschen Truppenabzug. Die USA hätten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ihre Ziele im Anti-Terror-Kampf „erfüllt“, sagte Biden. Die US-Streitkräfte und Geheimdienste könnten zudem auch künftig einschreiten, sollte von Afghanistan wieder eine terroristische Gefahr für die USA ausgehen.
Er werde aber nicht „eine weitere Generation von Amerikanern in den Krieg in Afghanistan schicken“, sagte Biden knapp 20 Jahre nach Beginn des US-Einsatzes am Hindukusch. „Wir beenden Amerikas längsten Krieg.“
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