Am zweiten Freitag im Juli findet traditionell der „Tag der Kuh“ statt. Das ist eine gute Gelegenheit sich wieder bewusst zu machen, woher eigentlich unsere Milch kommt. In der Werbung werden uns oft Bilder von Kühen auf saftigen Almwiesen präsentiert. Doch dieses Bild entspricht leider nicht immer der Realität in den Betrieben: Bei weitem nicht alle Milchkühe sehen jemals eine Weide!
Über 23 Millionen Milchkühe werden in der Europäischen Union gehalten, als größter Milchproduzent gilt unser Nachbarstaat Deutschland. Hierzulande leben rund eine halbe Million Milchkühe, manche von ihnen müssen noch immer unter ihren Haltungsbedingungen leiden. In modernen Ställen leben Milchkühe in sogenannten Liegeboxen-Laufställen oder in einer Kombinationshaltung mit Weide und Auslauf. Es kommt aber vereinzelt immer noch vor, dass die Tiere in einer dauerhaften Anbindehaltung leben müssen - ein Konzept das hoffentlich bald der Vergangenheit angehört.
Umgehung der Vorgaben
Diese dauerhafte Anbindehaltung von Rindern über 365 Tage im Jahr ist hierzulande immer noch erlaubt, wenn der Betrieb angibt, keine Möglichkeit zu haben, den Tieren Auslauf zu gewähren. Was ursprünglich als Ausnahmeregelung gedacht war, kann so zum Schlupfloch für nicht-artgerechte Haltung werden. Den bewegungsfreudigen, reinlichen und hoch sozialen Tieren ist es bei dieser Haltungsform nicht möglich, ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen. Sie können weder ihr Sozialverhalten ausleben noch erfahren sie jemals ein Außenklima. Hier besteht eindeutig Handlungsbedarf! Es darf nicht sein, dass unsere Bauern in Verruf geraten, nur weil es einige wenige gibt, die an solch mittelalterlichen Haltungsformen festhalten.
Die "Krone" Tierecke und ich setzen sich mit ganzer Kraft dafür ein, dass es permanente Anbindehaltung in Österreich nicht mehr gibt. Das ist mir ein Herzensanliegen!
Maggie Entenfellner, Tierexpertin der "Kronen" Zeitung
Das Tier als Milchmaschine
Vielen Menschen ist nicht klar, dass Milchkühe nicht „einfach so“ Milch geben. Die Milch ist eigentlich zur Ernährung ihres Kalbes gedacht - es ist Muttermilch. Nur, wenn die Kuh ein Kalb zur Welt gebracht hat, produziert sie auch Milch. Zwar wurden Milchkühe auf eine enorme Milchleistung hin gezüchtet - Voraussetzung ist aber stets, dass sie ein Kälbchen hat. Eine Milchkuh wird in der Regel nach Eintreten der Geschlechtsreife sofort künstlich besamt. Zu diesem Zeitpunkt ist sie etwa 16 bis 18 Monate alt. Bringt sie das Kalb zur Welt, nimmt man es ihr nach wenigen Stunden oder Tagen weg - denn schließlich beansprucht der Mensch die Kuhmilch für sich. Für das Kalb ist sie zu wertvoll.
Das ist nicht mehr zeitgemäß
Die Trennung von Kuh und Kalb ist für beide eine erhebliche psychische Belastung Kühe sind ausgesprochen soziale Lebewesen und ihren Kälbern gegenüber sehr fürsorglich. Die Mutterkuh ruft oft verzweifelt nach ihrem Kalb. Wächst das Kalb nicht bei seiner Mutter auf, ist es oft krankheitsanfälliger. Es erhält nur Milchersatz aus einem Eimer - und das aus Zeitgründen meist nur zweimal pro Tag. Kann das Kalb am Euter der Mutter saugen, tun sie das sechs bis acht Mal am Tag. Bei der Milchersatzfütterung sind die Kälber entsprechend hungrig und trinken sehr hastig. Das kann zu lebensbedrohlichem Durchfall führen. Die Folge: Rund zehn Prozent der Kälber in Milchbetrieben sterben. Nach der Geburt des letzten Kalbes wird eine Milchkuh so schnell wie möglich wieder besamt, damit sie möglichst viel Milch gibt.
Was können Sie tun, um eine tierfreundliche Milchkuhhaltung zu unterstützen?
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