Der Boom bei Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sorgt seit Monaten für Grafikkarten-Knappheit: Weil Miner die Karten aufkaufen, um damit Kryptogeld zu erzeugen, zahlen PC-Bauer und Gamer Wucherpreise. Nach dem Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Mining-Anlagen zeichnet sich nun allerdings Besserung ab. In China stoßen die Krypto-Miner Zigtausende Grafikkarten ab und verkaufen sie im Hunderterpack auf einschlägigen Online-Handelsplattformen.
Das berichtet das Kryptogeld-Magazin „The Block“ unter Berufung auf Annoncen im chinesischen Kleinanzeigenportal Xianyu. Dort tauchen derzeit Zigtausende Grafikkarten auf, die in Mining-Farmen zum Einsatz kamen. Gehandelt werden neuere Nvidia-Grafikkarten der RTX-30-Generation, aber auch ältere Modelle wie die Geforce GTX 1080 (TI).
Preise erstmals seit langem unter UVP
Die Preise liegen weit unter jenen Wucherpreisen, die man hierzulande für die raren Grafikkarten zahlt: Für eine Geforce RTX 3060 werden rund 300 US-Dollar verlangt, für die potentere RTX 3070 400 US-Dollar - weniger als die Preisempfehlung des Herstellers. Allerdings werden die Karten im Hunderterpaket verkauft, für Privatnutzer sind die Angebote damit nicht besonders interessant.
Hierzulande sind die Grafikkartenpreise zuletzt zwar ebenfalls etwas gefallen, sie liegen aber immer noch deutlich über den Preisempfehlungen der Hersteller. Für eine Geforce RTX 3060 zahlt man laut Online-Preisvergleich derzeit immer noch mehr als 600 Euro. Kein Vergleich zu den bis zu 1500 Euro, die solche Karten noch im Mai kosteten, aber immer noch deutlich über der Preisempfehlung von Nvidia, die bei 330 Euro liegt.
Billige Grafikkarten vorerst nur in China
Offen bleibt vorerst, ob die Grafikkarten aus den stillgelegten Mining-Farmen in China ihren Weg nach Europa finden - etwa am Online-Handelsplatz eBay. Wie das IT-Portal Golem.de analysiert, könnten die fürs Mining genutzten Grafikkarten zudem erheblichem Verschleiß ausgesetzt gewesen sein: Mit ihnen wurde immerhin monatelang geschürft, wobei besonders der Speicher belastet wird. Auch die Lüfter, mit denen die Grafikkarten gekühlt werden, könnten unter der Belastung gelitten haben.
Der Grund für das plötzliche Überangebot an Grafikkarten am Second-Hand-Markt ist das strenge Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Krypto-Schürfer. Peking hatte vor einigen Wochen neue Regeln erlassen, die Krypto-Mining verbieten. In China dürfen daher keine neuen Mining-Anlagen mehr errichtet werden, bestehende müssen stillgelegt werden. In manchen Regionen hat Peking den Mining-Farmen sogar den Strom abdrehen lassen, woraufhin der Kurs der Kryptowährungen deutlich absackte.
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