Klingt zu gut, um wahr zu sein? Das ist es auch. Die Besitzerin weckt uns, den Wagenmeister eines Restaurants, äußerst unsanft aus unserem Tagtraum. Den Job sind wir somit auch gleich los. Schlussendlich erbarmt sich die Gute doch noch und macht uns ein Angebot. Letzten Endes landen wir in einer heruntergekommen Halle, um unseren ersten Wagen zu kaufen.
Während die Zwischensequenzen solide, aber nicht überragend aussehen, bekommt man einen ersten Eindruck, mit welcher Detailverliebtheit bei den Fahrzeigen vorgegangen wurde. Es können die Türen geöffnet, die Fensterheber betätigt, bei Cabrios das Dach aufgeklappt oder aber die Blinker gesetzt werden. Grafisch sind diese Einzelheiten zwar nett anzusehen, aber an Gran Turismo reichen sie nicht einmal im Entferntesten heran.
Dafür wird eine vollkommen befahrbare Umwelt geboten. Ein wilder Ausritt kann daher schon mal fernab der Straße in einem riesigen Feld enden. Störend ist allerdings, dass manche Büsche oder Hecken aus Beton zu sein scheinen und daher umfahren werden müssen.
Die Landschaft wirkt dafür ziemlich lebendig. Gräser und Blätter bewegen sich im Wind, Möwen ziehen in Meeresnähe ihre Kreise. Die Stadtpassagen wirken dennoch etwas zu leblos, zumindest ein paar Fußgänger hätten es schon sein dürfen. Dafür werden verschiedene Tageszeiten und auch Wetterbedingungen simuliert.
Während man mit seinem Flitzer durch die Straßen zum nächsten Zielpunkt kurvt, sollte die Verkehrsordnung zumindest ein wenig beachtet werden. Ansonsten reagiert der eine oder andere Cop verschnupft und nimmt umgehend die Verfolgung auf.
Es existieren einige Hotspots, die angesteuert werden können. Neben den verschiedenen Rennevents sind etwa das anfangs nicht gerade schicke Eigenheim, der Immobilienmakler, ein Autohändler oder ein Modegeschäft mögliche Fahrtziele. Wer ein flottes Auto sein Eigen nennt, sollte offenbar auch entsprechend gekleidet sein. Neben neuer Kleidung darf auch das Eigenheim verschönert werden. Allerdings gibt der Wohnwagen trotz erneuerter Ausstattung weiterhin wenig her. Mit steigendem Erfolg fließt mehr Kleingeld in die Kasse, so zieht man in eine bessere Gegend.
Geld erhält man entweder nach erfolgreicher Absolvierung von Rennveranstaltungen oder während durch die Gegend gekurvt wird. Dafür sind Drifts, Sprünge oder knappe Ausweichmanöver notwendig.
Das Herzstück ist natürlich nicht das Drumherum, sondern die Renn-Action. Dabei haben die Entwickler versucht, Multiplayer und Einzelspieler miteinander möglichst nahtlos zu verknüpfen. Dies ist ihnen auch gar nicht so schlecht gelungen. Andere Mitspieler, die auf der Straße angetroffen werden, können mittels Lichthupe herausgefordert oder zu einem Koop-Spiel eingeladen werden. Zusätzlich gibt es auch Multiplayer-Rennen.
Damit Rennen überhaupt bestritten werden dürfen, muss erst eine Rennlizenz, von denen es mehrere gibt, erworben werden. Die Prüfung gliedert sich in sechs Teilabschnitte, hierfür ist augenscheinlich Gran Turismo Pate gestanden.
Bei den Rennserien müssen wiederum einzelne Bewerbe absolviert werden. Dies reichen von klassischen Rundenrennen übers Zeitfahren bis hin zu einer neuen Variante. Dabei muss innerhalb eines Zeitlimits möglichst unfallfrei gefahren werden. Je höher das Tempo ist, umso mehr Punkte gibt es. Am Ende gewinnt der Fahrer mit dem höchsten Punktestand.
Neben Preisgeldern hagelt es Erfahrungspunkte. Bis der höchste Level erreicht wird, dauert es eine Weile, denn davon gibt es sage und schreibe sechzig. Wobei sich diese auf die Bereiche Wettbewerb, Entdeckung, Sammlung und Soziales aufteilen.
Die verschiedenen Fahrzeuge steuern sich deutlich unterschiedlich. Manche sind zudem recht schwer auf der Strecke zu halten, da sie beim kleinsten Schlenker sofort auszubrechen beginnen. Für Herausforderung ist also gesorgt.
Da es bei der rasanten Fahrweise doch immer wieder zu kleinen oder größeren Unfällen kommt, sind bald Kratzer und Beulen zu sehen. Das Schadensmodell hat allerdings keinen Einfluss auf das Fahrverhalten der Autos. Zudem verschwindet aufgrund eines nervigen Grafikfehlers ab und an gleich das ganze Fahrzeug.
Fazit: "Test Drive Unlimited 2" beeindruckt durch eine offene Spielwelt und die Verquickung von Multiplayer- sowie Einzelspielerteil. Hochglanzoptik wie bei "Gran Turismo" darf zwar nicht erwartet werden, eine fehlerfreie Darstellung allerdings schon. Trotz dieser Fehler, die hoffentlich bald behoben sind, werden PS-Fans eine ganze Weile glücklich durch die Straßen rasen, um nicht nur die schickste Kleidung, die tollsten Autos und das größte Haus zu besitzen, sondern am Ende auch der beste Fahrer zu sein.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Atari
krone.at-Wertung: 8/10
von Harald Kaplan
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