Tirols Kinder genießen ihre Ferien. An der Pädagogischen Hochschule in Innsbruck wird indessen über die Schule der Zukunft diskutiert. Am Montag mit dem deutschen Erfolgsautor, Lehrer und Schulentwickler Olaf-Axel Burow. Sein Postulat: Zurück zur alten Normalität ist ein Irrweg. Wohin also gehen? Es gibt Vorbilder. Eines stellte Burow vor.
Die Alemannenschule in Baden-Württemberg ist in Pädagogen-Kreisen über die Grenzen Deutschlands bekannt. Einst Problemschule, heute Vorzeigemodell. Dort hat man das Corona-Jahr besser überstanden als in den meisten Schulen. „Corona und Schule – wo ist das Problem“, zitiert Burow bei seinem Online-Vortrag für Tiroler Lehrer den Direktor der Gesamtschule. Die Bildungseinrichtung wurde vor Jahren neu aufgestellt. Das Modell könnte auch für Tirol als Vorbild dienen, ist der Experte überzeugt. Für ihn ist das auch in Deutschland einzigartige Konzept ein Beispiel, wie Schule mit und nach der Pandemie gelingen kann.
Mit digitaler Hilfe lernen Kinder leichter
„Hilf mir, es selbst zu tun!“ - dieser Grundsatz der Montessori-Pädagogik wurde mit modernsten Mitteln auf allen Ebenen umgesetzt. „Schüler und Lehrer sind seit Jahren schon mit digitalen Unterrichtsmitteln vertraut“, nennt Burow einen wesentlichen Vorsprung der Alemannenschule. Ein rein digitaler Unterricht ist aber keinesfalls das Ziel, sondern das Bereitstellen von Lernhilfen wie Erklärvideos oder Literatur, mit denen sich die Kinder den Stoff selbst erarbeiten können.
Was das bringt? Burow zeigt anhand einer Schülerbefragung auf, dass sich Kinder (wenig überraschend) Dinge besser merken, wenn sie diese selbst erarbeiten und nicht vorgefertigt vom Lehrer präsentiert bekommen. Dementsprechend wird in der Alemannenschule Lernen in der Gruppe und im Selbststudium besonders befördert. Jedes Kind hat dafür einen eigenen und fixen Lernplatz, inklusive Laptop. Klassen im herkömmlichen Sinn gibt es nicht mehr.
Lehrer haben Zeit für Schüler mit Schwächen
Burow, der zahlreiche Bücher über die Zukunft der Schule geschrieben hat, nennt einen weiteren positiven Nebeneffekt dieses Lernkonzepts: „Die Lehrer haben mehr Zeit für schwächere Schüler.“ Diese entscheiden selbst, wann sie für einen Test bereit sind.
Es klingt nach Utopie. In der Alemannenschule ist es Realität. Eine Realität, der auch zahlreiche Tiroler Pädagogen viel abgewinnen können.
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