Im Konvoi über Grenze
Zahl der Afghanistan-Flüchtlinge steigt wieder an
Aufgrund der sich zuspitzenden Sicherheitslage in Afghanistan nehmen die Fluchtbewegungen aus dem Land wieder zu - das berichtet etwa der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. In Autokonvois - darunter auch Armee- und Polizeifahrzeuge - versuchen sich immer mehr Menschen in Richtung Iran oder auch in die Türkei durchzuschlagen. Indessen setzte Finnland die Abschiebungen nach Afghanistan vorübergehend aus.
Die türkische Provinz Van, die an den Iran grenzt, sei voll von Migranten aus Afghanistan, sagte der Chef des Menschenrechtsvereins IHD in der Provinz, Mehmet Karatas, der Deutschen Presse-Agentur. Medienberichte, wonach geschätzt mehr als 1000 Migranten täglich die Grenze passieren, könne er bestätigen.
Sicherheitslage spitzt sich zu
Zu den Fluchtgründen sagt Ruttig, die afghanischen Flüchtlinge seien Kriegsflüchtlinge, auch wenn einige bei Befragungen durch Behörden angäben, ein „besseres Leben“ zu wollen. Dass dies in Afghanistan nicht möglich sei, sei eine Folge der seit mehr als 40 Jahre andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen.
Zuletzt hatte sich die Sicherheitslage in Afghanistan zugespitzt. Seit Beginn des Komplett-Abzugs der internationalen Truppen Anfang Mai haben die militant-islamistischen Taliban rund ein Viertel der Bezirke des Landes eingenommen und sind in mehrere Provinzhauptstädte eingedrungen. In mehreren Provinzen stehen nun Milizen den strauchelnden Sicherheitskräften zur Seite. Beobachter fürchten, das Land könnte in einen weiteren Bürgerkrieg abdriften.
Entscheidende Schlachten stehen wohl noch aus
Noch seien zwar keine großen Städte gefallen, die afghanische Armee befinde sich aber „teilweise in Auflösung“, wie der Wiener Nahostexperte Thomas Schmidinger erklärte. Die „entscheidenden Schlachten“ stünden aber noch aus - erst im Herbst werde man Klarheit haben, welche Gruppierung in dem Konflikt die Oberhand behält, so seine Einschätzung.
Finnland stoppt Abschiebungen
Indessen hat Finnland die Abschiebungen nach Afghanistan gestoppt. Begründet wird dies mit der angespannten Sicherheitslage vor Ort. Die finnische Einwanderungsbehörde teilte am Montag mit, bereits seit Freitag sei für afghanische Staatsbürger die „Ausstellung negativer Bescheide“ suspendiert. Österreich hält hingegen an den Abschiebungen nach Afghanistan fest.
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