Geld eingemauert?

Commerzialbank: Ein Jahr nach Pleiteskandal

Burgenland
14.07.2021 08:45
Schwerer Betrug, Geldwäsche, dubiose Geschenke – die Liste der Anschuldigungen ist lang. Genau heute vor einem Jahr beichtete der damalige Commerzialbank-Chef Martin Pucher zu Mittag im Büro in Mattersburg dem Vorstand sein abstruses Millionen-Fiasko: „Es tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert.“

„Pucher war in Tränen aufgelöst“, erinnert sich der Vorstand. Einst wurde der Bankchef als Finanzier geschätzt. Wer VIP-Tickets für wichtige Fußballspiele wollte, hatte ihn darum gebeten. Zu besonderen Anlässen teilte der Millionen-Jongleur silberne und goldene Geschenke aus. So hat ihn jeder gekannt – bis der Bankskandal vor einem Jahr öffentlich wurde.

Millionen-Jongleur Martin Pucher ist finanziell und gesundheitlich am Boden. (Bild: GEPA pictures)
Millionen-Jongleur Martin Pucher ist finanziell und gesundheitlich am Boden.

Pucher und Vorstand im Fokus
Gegen 30 Beschuldigte liefen bereits Ermittlungen. Hunderte Einvernahmen und Dutzende Hausdurchsuchungen führte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft durch. Im Fokus der SOKO Commerz stand unter anderem Ex-Vorständin Franziska K.

Schwarzgeldlisten der Ex-Vorständin: In drei Monaten wurden 1,5 Millionen € ausbezahlt. (Bild: zVg)
Schwarzgeldlisten der Ex-Vorständin: In drei Monaten wurden 1,5 Millionen € ausbezahlt.

Wilde Gerüchte machten erst vor Kurzem in Beamtenkreisen die Runde. Demnach soll bei K. daheim ein Geldversteck entdeckt worden sein. Eine Million Euro in bar, in Schuhschachteln verpackt, sollen eingemauert gewesen sein. „Der Verputz war noch feucht, das ist den Ermittlern aufgefallen“, hieß es.

„Diese Information ist definitiv falsch“, antwortete der Anwalt der Beschuldigten auf „Krone“-Anfrage. Seine Mandantin arbeite den Fall mit den Ermittlungsbehörden bis ins kleinste Detail auf. Das werde sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, betonte der Jurist. Puchers Anwalt rechnet frühestens im Herbst 2022 mit einer Anklage.

Ex-Kunden warten immer noch
Mit dem Ende der Pleitebank entstand auch die Selbsthilfegruppe der ehemaligen Commerzialbank-Kunden. Viele Menschen hatten von einem Tag auf den anderen keinen Zugriff mehr auf Geld, Sparbücher und Konto. Sie konnten vorerst Strom, Miete und Telefon nicht bezahlen, Betriebe verloren unverschuldet ihre Bonität, da Bewertungen der Commerzialbank belanglos wurden.

„Warum gibt es ein Jahr später noch immer keine konkreten Ergebnisse, keine Verurteilungen und keinen Schadenersatz“, fragt Isabella Lichtenegger, die die Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen hat und betreut. Sie ärgert auch, dass die Kunden im U-Ausschuss kein Gehör fanden. Überhaupt sei vieles im U-Ausschuss nicht behandelt worden.

Das Inventar der ehemaligen Bankfilialen wurde versteigert. (Bild: aurena.at)
Das Inventar der ehemaligen Bankfilialen wurde versteigert.

Dass es zudem trotz der Geständnisse noch keine Anklage gibt, verstärkt den Unmut umso mehr. Die Leute würden das Vertrauen in den Staat und die Rechtssprechung verlieren, warnt Lichtenegger: „Aufklärung muss sein!“

Sie arbeitet an einem Buch, das den Bank-Skandal eingehend beleuchtet und in einigen Monaten erscheinen soll. Arbeitstitel: „CB. Macht, Gier und Netzwerke“. 

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