Wo es um Leben und Tod geht, sind Cyberangriffe das große Horrorszenario. Das wissen auch kriminelle Hacker und nehmen immer öfter Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen ins Visier. Aber wie gut sind diese vor solchen Attacken geschützt und wie nimmt das medizinische Personal die Bedrohung wahr? Der IT-Security-Spezialist Kaspersky ist dieser Frage in Österreich und den Nachbarländern auf den Grund gegangen.
Der Antivirenspezialist hat 100 Beschäftigte in heimischen Gesundheitseinrichtungen sowie ihre Kollegen in Deutschland und der Schweiz um ihre Einschätzung der Lage gebeten - und interessante Einblicke erhalten. So gaben drei Viertel (73) Prozent der heimischen Befragten an, während der Corona-Pandemie zumindest einen Cyberangriff auf ihre Organisation verzeichnet zu haben, in jedem dritten Unternehmen ist die Zahl der Angriffe in diesem Zeitraum deutlich gestiegen.
Bedrohungsbewusstsein eher gering
53 Prozent der IT-Verantwortlichen stufen die Bedrohungslage daher als hoch ein, womit Österreich aber hinter den Nachbarländern (Schweiz: 74 Prozent, Deutschland: 58,7 Prozent) liegt. Wichtigstes Einfallstor für kriminelle Hacker sind laut der Kaspersky-Studie die Mitarbeiter.
In Österreich reagiert man darauf mit einem im Vergleich zu den Nachbarländern umfangreichen Schulungsprogramm. Das sei auch nötig, weiß ein in der Ausbildung tätiger Umfrageteilnehmer: „Mitarbeitende nehmen die Thematik auch bei Schulungen nicht ausreichend ernst.“
Versäumnisse bei Notfallplänen
Vielerorts müsse man sich besser vorbereiten, mahnt Kaspersky. Einen Notfallplan gibt es laut der Umfrage nur in der Hälfte der medizinischen Einrichtungen in Österreich. Ein Befragter ortet hier große Versäumnisse: „Die Cyberangriffe werden immer heftiger. Das Nachrüsten der Abwehrsysteme ist notwendig.“ Tatsächlich scheinen Notfallpläne im Gesundheitswesen der Nachbarländer verbreiteter zu sein: In Deutschland und der Schweiz haben 60 bis 70 Prozent der Einrichtungen einen solchen.
Besonders häufig: Spyware und Spear-Phishing
Die Cyberattacken, mit denen medizinische Einrichtungen in Österreich konfrontiert sind, sind vielfältig: Die größte Bedrohung (41,1 Prozent) gehe von Spyware aus, die sensible Daten absaugt, so die Einschätzung der Befragten. Es folgen zielgerichtete Spear-Phishing-Attacken (38,4 Prozent) sowie DDoS-Überlastungsangriffe (37 Prozent) auf die Server der Einrichtungen. In je rund einem Viertel der untersuchten Einrichtungen waren außerdem Ransomware-Erpressung, ungepatchte Programme und generische Malware-Attacken ein Problem.
Cyberangriffe können Lebensgefahr bedeuten
Die Folgen erfolgreicher Cyberangriffe auf Kliniken und andere medizinische Einrichtungen können dramatisch sein: Sensible Patientendaten können, in die falschen Hände gelangt, für Erpressereien und Betrügereien genutzt werden. Im Fall einer Ransomware-Attacke kann es gar lebensgefährlich werden: Im Herbst starb in Düsseldorf eine Notfallpatientin, die in eine weiter entfernte Klinik eingeliefert werden musste, weil das nächstgelegene Krankenhaus von einem Lösegeld-Trojaner lahmgelegt worden war.
Neben solchen lebensgefährlichen Zwischenfällen fürchten Entscheider in den IT-Abteilungen medizinischer Einrichtungen vor allem um ihre Daten. Ein Studienteilnehmer fasst seine Ängste im Fall eines Cyberangriffes so zusammen: „Datenverlust, Datenmanipulation, Zerstörung von Daten und der Verlust von Forschungsdaten bezüglich Covid-19.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.