„Dekarbonisierung“

US-Firma will Bitcoins mit Nuklearenergie schürfen

Digital
14.07.2021 12:44

Um die Umweltbilanz der Kryptowährung Bitcoin zu verbessern, will man in den USA auf Atomkraft setzen. Diesen Plan verfolgt ein Energieanbieter im US-Bundesstaat Pennsylvania, der eine Bitcoin-Mining-Farm direkt an eines seiner Kernkraftwerke angliedern will. Bis zu 300 Megawatt soll das Kraftwerk für die Bitcoin-Erzeugung bereitstellen.

Weil die Energie fürs stromhungrige Mining oft aus fossilen Quellen stammt, ist der Bitcoin in Verruf geraten: Die chinesische Regierung hat Mining-Farmen den Strom abgestellt, Tesla-Chef Elon Musk schickte mit kritischen Tweets den Kurs auf Talfahrt. In der Bitcoin-Szene ist man nun auf der Suche nach Möglichkeiten, auch ohne CO2-Exzesse Kryptogeld zu erzeugen.

Aufnahme aus dem AKW Susquehanna (Bild: susquehannanuclear.com)
Aufnahme aus dem AKW Susquehanna

In den USA will man dafür laut einem Bericht im IT-Magazin „Datacenter Dynamics“ auf Atomkraft setzen: Der Energieanbieter Talen Energy will in Pennsylvania neben einem der größten AKWs des Landes eine Mining-Farm errichten, die mit bis zu 300 Megawatt Strom aus dem AKW versorgt werden soll. Langfristig sei sogar denkbar, ein Gigawatt für die Bitcoin-Erzeugung bereitzustellen, skizziert das Unternehmen seine Pläne.

Anlage soll Mitte 2022 in Betrieb gehen
Die Bitcoin-Anlage soll den Namen Susquehanna Hyperscale Campus tragen und direkt neben dem AKW Susquehanna Steam Electric Station (SSES) entstehen. Das Kraftwerk liefert dem Bericht zufolge eine Leistung von insgesamt 2494 Megawatt, von der ab Mitte 2022 ein gewisser Teil in die Bitcoin-Produktion fließen soll.

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Mit dem steigenden Energiebedarf von Rechenzentren und der Verarbeitung von Kryptowährungen steigt auch der Ruf nach Dekarbonisierung.

Kraftwerksbetreiber Talen Energy

Damit gehe man eines der großen Probleme der Bitcoin-Produktion an, heißt es in einer Stellungnahme. „Mit dem steigenden Energiebedarf von Rechenzentren und der Verarbeitung von Kryptowährungen steigt auch der Ruf nach Dekarbonisierung“, so Talen Energy.

Kernkraft: Geheimwaffe gegen den Klimawandel?
Tatsächlich wird Kernkraft in gewissen Kreisen als Geheimwaffe gegen den Klimawandel gesehen. So machte etwa kürzlich Microsoft-Gründer Bill Gates mit einem Interview Schlagzeilen, in dem er erklärte, Kernkraft sei als Alternative zu fossilen Energieträgern im Kampf gegen die globale Erwärmung unersetzbar.

Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi nahe Tokio. Ob es an der Anlage Schäden gibt, ist unklar. (Bild: AP)
Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi nahe Tokio. Ob es an der Anlage Schäden gibt, ist unklar.

Das trifft freilich nur zu, solange es zu keinen Zwischenfällen kommt: Tschernobyl und Fukushima lehren, dass Atomkraft zwar eine gute CO2-Bilanz vorweisen kann, bei einem Unfall dafür aber ganze Landstriche für viele Jahrzehnte verseucht.

El Salvador will Vulkanenergie in Bitcoins verwandeln
Das Projekt in den USA ist nicht die erste Initiative, die sich Bitcoin-Mining mit Atomkraft zum Ziel setzt. Ausgerechnet in der Ukraine, wo der Schrottmeiler Tschernobyl steht, machte der Energieminister im Februar den Vorschlag, mit Atomkraft Bitcoins zu schürfen. Auch in den USA gibt es weitere Unternehmen, die sich Atomkraft-Mining vorstellen können.

Im mittelamerikanischen El Salvador, wo der Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannt wurde, denkt man indes über eine andere, ebenfalls klimafreundliche Methode zur Bitcoin-Erzeugung nach: Geothermie aus den vielen Vulkanen des Tropenstaates.

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