Geschlechtskrankheiten

Sex und Liebe ohne Reue – auch in der Urlaubszeit

Gesund
16.07.2021 05:00

Sexuell übertragbare Krankheiten werden unterschätzt. Syphilis und Gonorrhö, bereits verschwunden geglaubt, nehmen wieder zu, warnt eine Fachärztin für Haut- und Geschlechtkrankheiten. Mit welchen Symptomen Betroffene dann rechnen müssen - und wie man vorbeugen kann.

Die Urlaubszeit hat endlich begonnen. Singles, die nicht mit unangenehmen „Andenken“ zurückkehren wollen, sollten bei ihren Liebesabenteuern aber aufpassen, denn sexuell übertragbare Krankheiten sind im Steigen begriffen. Nicht einmal die Covid-Pandemie mit den damit verbundenen Kontaktverboten konnte die Verbreitung verhindern. „Die Menschen haben trotzdem nicht auf Sex verzichtet. Darüber hinaus hat die Reduktion der medizinischen Versorgung oder die Scheu, diese in Anspruch zu nehmen, nur zu verzögerter Diagnose und Therapie geführt“, erklärt Dr. Claudia Heller-Vitouch, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ärztliche Leiterin des Pilzambulatoriums Hietzing, Wien, sowie stellvertretende Vorsitzende der Österr. Gesellschaft für sexuell übertragbare Krankheiten. Einige Beispiele:

Syphilis
Die Anzahl dieser Infektionen wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich mehr. Zu Beginn entsteht ein dunkelroter Fleck, der sich zu einem geröteten Geschwür mit verhärteten Rändern entwickelt. Es sondert eine farblose Flüssigkeit ab, die besonders viele Erreger enthält und als äußerst ansteckend gilt. Betroffen ist meist der Genital- und Analbereich, mitunter aber auch die Mundhöhle. Ein bis zwei Wochen danach schwellen die benachbarten Lymphknoten an. Die Symptome entdeckt man manchmal nicht, dann verschwinden sie wieder - dennoch bleibt man ansteckend! Wochen später können weiters Fieber, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen sowie ein nicht-juckender, masernähnlicher Hautausschlag am ganzen Körper dazukommen. Unbehandelt bilden sich verhärtete Knötchen, die zu Hautgeschwüren zusammenwachsen. Herz, Hirn, Knochen und Haut können bleibend geschädigt werden! „In einigen Ländern steigen die Zahlen der gefürchteten konnatalen [Anmerk.: wird während der Schwangerschaft von der Mutter übertragen] Syphilis des Neugeborenen bereits deutlich an. Bestrebungen, in Österreich das Syphilis-Screening im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen aufzugeben, wären daher fatal. Erfreulicherweise konnte dies bisher verhindert werden“, berichtet die Ärztin.

Betroffen von Syphilis-Erregern ist meist der Genital- und Analbereich, mitunter aber auch die Mundhöhle. (Bild: Christoph Burgstedt/stock.adobe.com)
Betroffen von Syphilis-Erregern ist meist der Genital- und Analbereich, mitunter aber auch die Mundhöhle.

Gonorrhö (Tripper)
In den vergangenen Jahren beobachteten Experten weltweit auch eine deutliche Zunahme der Zahl von mit Gonokokken Infizierten. Meist werden die Schleimhäute von Harnröhre, Gebärmutterhals, Enddarm oder Rachen „angesteckt“. Entzündliche Reizungen (Brennen/Schmerzen beim Urinieren) und eitriger Ausfluss aus der Harnröhre sowie Blutungen sind mögliche Folgen. Es kann aber auch Haut und Gelenke treffen. „Im Laufe der Jahrzehnte musste die routinemäßige Antibiotikatherapie der Gonorrhö immer wieder verändert werden, da es den Bakterien gelang, Resistenzen gegen diverse Antibiotika zu entwickeln. Wir befürchten, dass es bald einen unbehandelbaren Super-Gonokokkus gibt“, klärt Dr. Heller-Vitouch auf.

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Wir befürchten, dass es bald einen unbehandelbaren Super-Gonokokkus gibt.

Dr. Claudia Heller-Vitouch, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Chlamydien
Laut Pilzambulatorium Wien können bei etwa 3-5% der Patienten Chlamydien nachgewiesen werden - die Erkrankung gehört somit weltweit zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. „In der Gruppe der jungen sexuell aktiven Personen sind sogar bis zu zwei von zwanzig betroffen. Sehr häufig handelt es sich dabei um einen Zufallsbefund, denn beim Großteil der Frauen und einem Teil der Männer verläuft die Infektion ohne Symptome. Oft wird die Diagnose dann erst beim Auftreten der Spätfolgen wie Adnexitis (Entzündung von Eileiter und Eierstock), Gelenkbeschwerden oder unerfülltem Kinderwunsch gestellt“, so die Fachärztin.

Mycoplasma genitalium
Der neu entdeckte und unter Laien eher unbekannte Keim befällt die Schleimhaut des Urogenitaltraktes. Dort verursacht er Harnröhren-, Gebärmutterhals- und Unterleibsentzündungen sowie vielleicht sogar andere Erkrankungen wie Arthritis. Symptome bei Frauen können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und vermehrter Ausfluss aus der Scheide sein. Männer bemerken oft ein Brennen beim Wasserlassen und Ausfluss. Die effektivste Schutzmaßnahme gegen all diese Geschlechtskrankheiten ist das Verwenden von Kondomen. Außerdem mit Symptomen unbedingt einen Facharzt aufsuchen.

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