Einer der berührendsten Momente des Kanzleraufenthalts in den USA war die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an sechs Nazi-Verfolgte bzw. Nachkommen von Holocaustopfern. In einer kleinen Zeremonie im Generalkonsulat nannte es Regierungschef Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch eine Ehre, die Dokumente (und eine Sachertorte) überreichen zu dürfen. Daran schloss sich ein reger Gedankenaustausch an. Erinnerungen wurden wach, Schicksale kamen zur Sprache.
Der Vater von Norman Ross hatte sich nach der Nazi-Machtergreifung im Keller der US-Botschaft versteckt, bis er außer Landes geschafft werden konnte. Von den bis 1938 200.000 Juden in Österreich sind 65.000 dem Holocaust zum Opfer gefallen. Warum haben schon 13.700 Betroffene Anträge auf die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft gestellt? „Ich mache es im Andenken an meine Eltern und Großeltern“, sagten viele.
„Ich blieb immer eine Wienerin“
Der 92-jährigen Evelyn Konrad gelang die Flucht - ja; gewaltsame Vertreibung, aber ihre Verbundenheit mit Österreich ist nie abgerissen: „Ich blieb immer eine Wienerin“, sagt sie dem Kanzler. „Und jetzt bin ich auch eine Österreicherin.“ Als „eine schöne Versöhnung“ bezeichnete sie die Zeremonie der Dokumentenübergabe.
Bundeskanzler Kurz nannte es „eine große Ehre für unser Land, dass es so viele Vertriebene gibt, die ihre Verbundenheit mit Österreich aufrechterhalten haben“. Und er erinnerte an die Verantwortung der nachgeborenen Generation gegenüber den Juden.
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