Er spricht mit langsamer, müder Stimme, doch glaubt man dem Staatsanwalt, sitzt ein gefährlicher Mann auf der Anklagebank im Wiener Landesgericht. Der Tschetschene Turpal I. soll als Anführer einer Kampftruppe in Syrien Gräueltaten angeordnet haben. Konkret geht es um Morde an Bewohnern eines Hochhauses nahe Aleppo, an drei als Sklavinnen gehaltenen Frauen und an sieben Schiiten, die geköpft wurden.
„Bin das Opfer einer Verwechslung“
Belastet wird der Tschetschene durch einen Landsmann. Dieser behauptet, der Kampfname des Angeklagten sei „Abu Aische“ gewesen, was übersetzt Vater der Aische heißt. Doch obwohl eine Tochter des Angeklagten diesen Namen trägt, bestreitet Turpal I. jeden Zusammenhang. Sein Mandant sei Opfer einer Verwechslung, betont auch Verteidiger Florian Kreiner.
Ich habe alles nur aus der Zeitung erfahren.
Der Angeklagte
„Nur für Fotos so posiert“
Der Angeklagte sagt, er sei dreimal in Syrien gewesen, von Kampfhandlungen habe er nichts mitbekommen. Ein Foto, das ihn mit einer Schusswaffe zeigt, erklärt er so: „Ich habe nur für Fotos so posiert.“ Grund der Reisen war, das Grab des Schwagers zu besuchen, der bei Kampfhandlungen für den IS getötet worden ist. Auch dass er viel Wissen über den IS habe, bestreitet Turpal I.: „Ich habe alles nur aus der Zeitung erfahren.“
Der Prozess geht weiter.
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