„Estonia“-Untergang
Vorstudie bestätigt zwei Löcher im Schiffsrumpf
Im Fall der im Jahr 1994 untergegangenen Ostsee-Fähre Estonia haben Untersuchungsbehörden jetzt einen Fund von Dokumentarfilmern am Wrack bestätigt. Die beiden Löcher, die das Team gefilmt habe und von denen eines in einer TV-Dokumentation gezeigt worden sei, seien bestätigt und mit Sonargeräten und einer Kamera dokumentiert worden, teilte die schwedische Havariekommission im Rahmen einer in diesen Tagen stattfindenden Vorstudie am Schiffswrack mit.
Die Informationen der Film-Crew waren der Anlass gewesen, warum Schweden gesetzliche Änderungen am über der Estonia verhängten Grabfrieden auf den Weg gebracht hatte, damit Behörden die Funde genauer untersuchen können. Zudem zeigte die Untersuchung des Wracks eine Öffnung am Schiffsbug: Die Bugrampe befinde sich nicht mehr an ihrem üblichen Platz, sondern habe sich von ihren Halterungen gelöst und liege auf der Seite. Dadurch gebe es nun eine Öffnung zum Autodeck des Schiffes, hieß es in den vorläufigen Einschätzungen der Havariekommission.
Eine dritte Feststellung ist demnach, dass ein Teil der Estonia in sehr weichem Boden liegt, es in der Nähe des Wracks aber auch Steine, harten Untergrund und Felsen gibt. Das könnte interessant für die Frage sein, wie die Löcher in den Schiffsrumpf gekommen sind.
Datenanalyse wird drei Monate dauern
Die Vorstudie zur Beschaffenheit von Wrack und Meeresboden läuft seit Freitag. Beteiligt sind das schwedische Schiff Electra af Askö, das am Mittwochabend seine Heimreise Richtung Schweden antrat, sowie das estnische Schiff Eva 316, das weitere Untersuchungen am Unglücksort vornimmt. Alle gesammelten Daten zu analysieren und daraus sichere Schlüsse zu ziehen, dürfte laut der Havariekommission etwa drei Monate dauern. Umfassendere Untersuchungen sollen dann im Frühjahr 2022 folgen.
Der Untergang der Estonia gilt als die schwerste Schiffskatastrophe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fähre war in der Nacht auf den 28. September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, nur 137 überlebten.
Bis heute Zweifel an Unglücksursache
Dem offiziellen Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1997 zufolge war das abgerissene Bugvisier die Ursache für den Untergang. Es gibt bis heute aber Zweifel an der Unglücksursache. Überlebende und Hinterbliebene fordern seit Langem eine Wiederaufnahme der Untersuchungen. Vergangenes Jahr hatten Dokumentarfilmer dann enthüllt, dass sie mit einem Tauchroboter unter anderem ein mehrere Meter großes Loch im Schiffsrumpf entdeckt haben.
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