Personal fehlte

Nach Routine-OP Invalide: Kärntner kämpft um Recht

Wien
16.07.2021 06:00

Es hätte eine Routine-OP durch einen Roboter werden sollen - doch statt nach der versprochenen Woche in einem Wiener Spital kam ein Kärntner erst nach vielen Monaten und für immer gezeichnet nach Hause. Er fordert wegen eines Kunstfehlers 800.000 Euro, das Spital bietet derzeit 250.000 Euro.

Wer die österreichische Rechtssprechung bei Kunstfehlern kennt und weiß, wie wenig Schmerzen und Leid da oft wert sind, kann aufgrund der derzeit angebotenen Summe von einer Viertelmillion Euro erahnen, wie viel im Fall von Herrn Harald aus Kärnten wirklich schiefgelaufen sein muss.

Der Gerichtsgutachter bestätigt im seit Jahren laufenden Verfahren, dass es schon bei der Roboter-Operation zu Fehlern gekommen ist, das größte Übel aber danach passierte: Der Mann wurde an einem Donnerstag operiert, bis zum Montag (!) gab es keinen zuständigen Arzt, der den ständig schlechter werdenden Gesundheitszustand genauer überprüft und reagiert hätte. „Die Nachbehandlung war nicht lege artis, nicht sach- und fachgerecht“, heißt es.

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Die Nachbehandlung war nicht lege artis, nicht sach- und fachgerecht.

Gutachter

Zu wenig Personal wegen Ärztefest?
„Am Samstag war ein großes Ärztefest“, erinnert sich Harald. „Deswegen war wohl zu wenig Personal da. Und die Ärzte im Dienst operierten ihre eigenen Patienten. Ich hatte irrsinnige Schmerzen, versuchte aber, positiv zu bleiben.“ Dass er ein lebensfroher Mensch ist, wurde laut Protokollen derart interpretiert, dass er noch lachen, die Lage also nicht so schlimm sein konnte.

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Ich hatte irrsinnige Schmerzen, versuchte aber, positiv zu bleiben.

Der betroffene Patient

Das Gegenteil war der Fall. Ein Multiorganversagen setzte ein, der Vater eines Sohnes lag drei Monate im Tiefschlaf, eine langwierige Rehabilitation begann. „Ich bin zu 80 Prozent invalide“, berichtet er, „konnte nach dem Eingriff nicht mehr arbeiten.“ Vorher ein Spitzenverdiener bei einem Baukonzern, hat er heute nur die Invalidenrente und Schulden wegen des zuvor begonnenen Hausbaus.

„Ich brauche das Geld, es steht mir auch zu“, begründet er die 800.000-Euro-Klage. Die Zeit für eine Einigung drängt – denn Harald hat mit einer Krebserkrankung einen weiteren Schicksalsschlag zu bewältigen. Den Lebenswillen verliert der Kärntner trotzdem nicht: „Ich gebe nicht auf.“

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