„Kann überschwappen“

Corona: Experte warnt vor ähnlicher Welle wie 2020

Wissenschaft
16.07.2021 13:41

Während für Österreich rasch steigende Corona-Infektionszahlen vorhersagt werden, geht die Zahl der Erstimpfungen zurück - eine ausreichende Durchimpfungsrate scheint in weiter Ferne. Zwar gab es zuletzt die meisten Neuansteckungen in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren, doch Simulationsforscher Martin Bicher von der TU Wien warnt vor dem „Überschwappen“ auf die stärker gefährdete Altersgruppe ab 60 Jahren und erinnert an die Entwicklung im Vorjahr.

Aktuell habe diese Bevölkerungsgruppe noch weniger als zehn Prozent Anteil am Fallgeschehen, führt der Experte von der Technischen Universität gegenüber der APA aus. Er warnt aber: „Die Erfahrungen zeigen, dass die Infektionsdynamik schnell auch im Laufe einer Infektionswelle in andere Altersgruppen überschwappen kann.“

Überschwappen auf Ältere: Die Frage ist nicht ob, sondern wann
Ab wann mit einer kritischen Belastung der Intensivstationen und insgesamt der Krankenhausbetten zu rechnen ist, sei aktuell schwer abzusehen, da dies davon abhänge, ob ältere oder jüngere Personen erkranken. Zwar werde das „Überschwappen“ durch die Impfquoten bei Älteren gebremst, „passieren wird es aber wohl“, lautet die Annahme von Bicher.

Er verweist dabei auf die aktuelle Situation in Großbritannien, wo die Inzidenz bei rund 500 liegt (siehe Grafik oben) und Intensivbetten langsam, aber sicher immer voller werden. In Österreich habe sich die Zahl der Intensivbetten im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich geändert. Damals wurde es mit rund 2000 bis 4000 täglichen bestätigten Neuinfektionen „langsam enger“, und bei spätestens 7000 ging es in die Nähe der Auslastungsgrenze, erinnert der Simulationsforscher.

Beobachten von Belagszahlen und Inzidenz „entscheidend“
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) äußerte am Donnerstag erneut die Meinung, dass nicht die Inzidenzen, sondern die Hospitalisierungszahlen entscheidend seien. Bicher mahnt hier zur Vorsicht: Denn die Belagszahlen wie im weiteren Verlauf auch die Anzahl der Todesfälle seien immer erst mit einem starken Zeitverzug zu den Inzidenzen gestiegen. Darum sei auch das genaue Beobachten der Inzidenzen „entscheidend“.

43 Prozent voll geimpft, mindestens 70 Prozent für Eindämmung nötig
Aktuell liegt Österreich bei der Quote der Vollimmunisierten knapp über dem EU-Schnitt (siehe interaktive Grafik oben), 43,4 Prozent der Österreicher sind voll immunisiert. Inzwischen stagnieren die Erstimpfungen jedoch. Erst eine Durchimpfungsrate von etwa 70 bis 85 Prozent werde ausreichen, um das Virus hinreichend einzudämmen, betonte Bicher. „Vollständig überholt“ sei angesichts der ansteckenderen Delta-Variante der alte Ansatz, dass 66 Prozent reichen würden.

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