Drei Tote, neun Verletzte: Dieser Tage jährte sich die Tragödie in der pittoresken Bärenschützklamm bei Mixnitz in der Steiermark. Die Betroffenheit ist nach wie vor groß, aber der Blick geht auch nach vorne. Doch: Heuer sperrt die Klamm sicher nicht mehr auf. Ob das nächstes Jahr - oder überhaupt? - sein wird, steht in den Sternen! 650.000 Euro für Sanierung und ein Zivilrechtsprozess blockieren den Weg.
Hier heroben, beim bekannten Almhaus „Zum guten Hirten“, ist es bei unserem Besuch so idyllisch, dass einem fast die Worte fehlen: Leichter Nebel liegt wie ein Schleier über sattem Grün, der Regen sorgt für kühle, frische Luft. Solide Lärche verleiht der Terrasse neuen Glanz, aus der Küche duftet’s nach Knödeln, die Karte lockt mit Kaiserschmarren. Fehlen nur: die Gäste.
„Seit 36 Jahren bin ich hier auf der Alm, das heurige Jahr hab ich mir wirklich anders vorgestellt“, sagt Franz Ryavec, der mit Gattin Maria und viel Liebe den Laden schupft. Derzeit für 90 (!) Prozent weniger Gäste als sonst! „,Klamm zu, alles zu’, denken sich leider viele Wanderer. Was total falsch ist! Man kann ganz normal wie früher über den ,Prügelweg’ zu uns heraufgehen oder über die Teichalm.“ Was hoffentlich bald durchsickert - denn ewig halten die Betreiber nicht mehr durch. „Kaum Einnahmen, aber volle Kosten. Das schafft auf Dauer keiner.“
Dass die Klamm als absoluter Publikumsmagnet bald wieder ihre Pforten öffnet, hofft auch Hubert Grassauer, dessen schönes Haus direkt am Einstieg zur Klamm liegt. Er kann sich durchkämpfen - „aber nur, weil wir ein Familienbetrieb sind, bei dem alle zusammenhalten“. Auch der Gastronom verweist auf zahlreiche Wandermöglichkeiten und hofft, dass die Klamm bald wieder öffnet. So wie alle.
Fast alle. So mancher Anrainer ist wohl auch froh, dass sich nicht -zig Autos pro Tag durch enge Gassen zur Klamm schlängeln. „Auch hierfür wird es ein neues Konzept geben“, sagt Gemeindechefin Eva Schmidinger. Aber was ist der Status für die Klamm? „Wir sind gerade dabei, den Bescheid zu machen. Unter welchen Umständen die Klamm wieder öffnen kann.“ Das auch aus der Luft erhobene aufwändige Sanierungsprogramm beinhaltet Gesteinssprengungen, Anbringen von Schutznetzen, teilweise Verlegung der Wege uvm. 650.000 Euro kostet das. Geld, von dem man nicht weiß, woher es kommen soll. Schmidinger: „Wir haben mit der Landesregierung Kontakt aufgenommen, Unterstützung wurde zugesagt.“
Verletzter klagt Alpenverein
Der Alpenverein Mixnitz sagt es klar heraus: „Wir können diese Summe nicht aufbringen. Die Mitgliedsbeiträge reichen grad für die Wegerhaltung“, so Chef Gerhard Jantscher. Zusätzliches Mega-Problem: Die strafrechtliche Komponente zum Drama ist vom Tisch. „Aber jetzt klagt ein Opfer auf dem zivilen Weg. Wenn das durchgeht, ist das eine Katastrophe. Dann wird vielleicht gar nicht mehr aufgesperrt!“ Und: „Wenn so was Schule macht ...“
Grundbesitzer Franz Mayr-Melnhof: „Natur wird niemals 100-prozentigen Schutz bieten. Aber auch ich hoffe, dass die Klamm bald wieder offen ist. Sie ist ein wichtiges Stück Steiermark.“
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