Experten warnen

Düstere Klima-Szenarien: „Es wird immer schlimmer“

Österreich
19.07.2021 18:52

Heimische Meteorologen und Öko-Experten zeichnen dunkel-düstere Zukunftsszenarien: Weil sich der sogenannte Jetstream - ein sich dynamisch verlagerndes Starkwindband - verlangsamt, wird es immer häufiger Wetterkatastrophen (siehe Hochwasser in Österreich im Video oben) geben!

Äcker werden rücksichtslos verbaut: In Österreich sind bereits 1240 Quadratkilometer Ackerland durch Verkehrsflächen versiegelt. „Das entspricht der dreifachen Fläche Wiens. 96 Prozent der verbauten Areale sind Straßen und Parkplätzen zum Opfer gefallen“, mahnt Michael Schwendinger, Experte des Verkehrsclub Österreich (VCÖ).

Und er hat dramatischer Zahlen parat! Allein seit 2015 sind demnach umgerechnet 3545 Fußballfelder geopfert worden, damit Autos und andere motorisierte Fahrzeuge abgestellt oder bewegt werden können.

(Bild: P. Huber)

„Jeder verbaute Quadratmeter befeuert die Auswirkungen des Klimawandels. Denn dadurch werden die Auswirkungen der Starkniederschläge potenziert, weil ja kein Wasser gespeichert werden kann. Die fast schon fahrlässigen Fehler der Raumordnung machen sich mit jeder Flut noch dramatischer bemerkbar“, kritisiert auch der Mahner der ersten Stunde, Hagelversicherungs-Chef Dr. Kurt Weinberger.

Sein Appell: Der Schutz der Dörfer und Städte darf nicht erst am Tag der Katastrophe beginnen, sondern mit dem Bebauungsplan. Laut aktuellem Ökoticker wurden heuer schon 199 Bauernhöfe verbaut.

Unwetterfronten viel länger über einem Ort
Wegen der massiven Erwärmung in der Arktis wird der Jetstream schwächer. Dadurch halten sich die Wetterlagen länger an einem Ort, also auch Gewitter und damit verbundener Starkregen.

„Die Wassermassen, die - wie jetzt - über einer Region niedergehen sind entsprechend mächtiger und können umso katastrophaleren Schaden anrichten“, umreißt Österreichs Greenpeace-Chef Alexander Egit (leitet auch die Geschicke der Regenbogenkämpfer in ganz Europa) die Gefahren der nur mehr schwer zu stoppenden Erderwärmung.

„Rutschen in ein Mittelmeer-Klima“
„Die stetig steigenden Temperaturen führen zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und damit zu immer intensiveren Niederschlägen in dieser aufgeheizten Atmosphäre“, ergänzt Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien.

Die Langzeitprognose des Geografen Manfred Dorninger von der Universität Wien: „Sehr wahrscheinlich ist, dass wir in ein Mittelmeer-ähnliches Klima rutschen: Die Sommer werden heißer, das bedeutet mehr Hitzetage mit Höchsttemperaturen von über 30 Grad. Wir werden uns an das Klima gewöhnen - aber für die Land- und Forstwirtschaft versprechen vor allem die heißen Sommer keine guten Aussichten.“

Folgerung von WWF-Aktivistin Maria Schachinger: „Es wird immer schlimmer, je mehr CO2 wir in die Atmosphäre pulvern.“

(Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)

Gastkommentar von Umweltministerin Leonore Gewessler
Vergangenes Wochenende wurden wir in großen Teilen Österreichs von dramatischen Unwettern heimgesucht. Es hat innerhalb von Stunden mehr geregnet als in einem normalen Juli. Kleine Bäche haben sich binnen Minuten in reißende Ungetüme verwandelt, Häuser zerstört und ganze Ortschaften geflutet. Mein großer Dank gilt all den Menschen, die in den letzten Tagen zusammengeholfen haben. Sie haben in einem enormen Kraftakt eine noch größere Katastrophe verhindert.

Die Bilder machen mich betroffen. Es ist, als ob die Klimakrise uns sagen wollte: Schaut, das kommt auf euch zu, wenn ihr jetzt nichts tut. Immer häufiger werdende Extremwetterereignisse, Zerstörung und menschliches Leid. Sie sind ein Warnsignal dafür, was passiert, wenn wir den Kampf gegen die Klimakrise nicht ernst nehmen.

Genau darum braucht es jetzt - mehr denn je - ambitionierte Klimaschutzpolitik. Wir müssen mutig vorangehen und dürfen uns dabei nicht von altem Denken bremsen lassen. Und wir müssen uns vor den Auswirkungen des Klimawandels, die wir nicht mehr verhindern können, bestmöglich schützen. Damit solche Katastrophen für unsere Kinder und Enkelkinder nicht zur traurigen Gewohnheit werden. Wir haben keine Zeit mehr für halbherzige Entscheidungen. Und ich bin überzeugt davon: Wenn wir dabei fest zusammenhalten, wird es uns gelingen. Das ist die große, historische Aufgabe unserer Generation, und ich verspreche, ich werde meinen Teil dazu beitragen.

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