Gewalt in Afghanistan

Raketenangriff: Präsident betet einfach weiter

Ausland
20.07.2021 18:34

Mindestens drei Raketen haben am Dienstag während der Gebete zum Beginn des islamischen Opferfestes in ein Regierungsgebäude nur wenige Meter neben dem Palast des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani eingeschlagen. Der Angriff, den die radikalislamische Terrormiliz IS für sich beansprucht, hat den Staatschef aber nicht aus der Ruhe bringen können. Ghani setzte seine Gebete unbeirrt fort (siehe Video oben).

In einem Video eines TV-Senders von der Zeremonie im Präsidentenpalast im Zentrum der Hauptstadt Kabul waren die Einschläge im Hintergrund deutlich zu hören. Die Männer um Ghani und dessen Vizepräsident Amrullah Saleh blickten kurz auf und beteten dann weiter. Laut Angaben der Nichtregierungsorganisation Emergency wurden mindestens sechs Menschen verletzt.

Mindestens drei Raketen sind in der Nähe des Präsidentenpalasts in Kabul eingeschlagen. (Bild: AP)
Mindestens drei Raketen sind in der Nähe des Präsidentenpalasts in Kabul eingeschlagen.

Taliban am Vormarsch, übernehmen auch IS-Gebiete
Präsident Ghani machte umgehend die radikalislamischen Taliban für das Attentat verantwortlich. Die Islamisten hätten weder den Willen noch die Absicht, die anhaltenden Konflikte politisch zu lösen, sagte er. Man könne das Land aber nicht mit Raketen erobern, sondern nur indem man die Herzen der Menschen für sich gewinne. 

Wenig später reklamierte der Islamische Staat die Tat für sich. Die Dschihadisten teilten auf der Plattform „Nashir News“ mit, „Soldaten des Kalifats“ hätten den Präsidialpalast des „afghanischen Tyrannen“ angegriffen. Sie hätten mit sieben Raketen des Typs Katjuscha den Palast und innerhalb der sogenannten Grünen Zone von Kabul angegriffen und die Ziele direkt getroffen.

Präsident Aschraf Ghani (Bild: APA/AFP/Eric Baradat)
Präsident Aschraf Ghani

Der IS hat in Afghanistan zuletzt Territorien, Kämpfer und Führungsfiguren verloren. Neben der afghanischen Regierung bekämpfen auch die Taliban die Extremisten. Einem UN-Bericht von 2020 zufolge ist der IS aber weiter in der Lage, Angriffe in verschiedenen Teilen des Landes zu verüben. Zuletzt hatte der IS wieder vermehrt Angriffe für sich reklamiert. Insgesamt hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan zuletzt zugespitzt. Die Taliban kontrollieren nach mehreren Offensiven seit Anfang Mai mittlerweile knapp mehr als die Hälfte aller Bezirke des Landes.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt