Gewalt in Afghanistan
Raketenangriff: Präsident betet einfach weiter
Mindestens drei Raketen haben am Dienstag während der Gebete zum Beginn des islamischen Opferfestes in ein Regierungsgebäude nur wenige Meter neben dem Palast des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani eingeschlagen. Der Angriff, den die radikalislamische Terrormiliz IS für sich beansprucht, hat den Staatschef aber nicht aus der Ruhe bringen können. Ghani setzte seine Gebete unbeirrt fort (siehe Video oben).
In einem Video eines TV-Senders von der Zeremonie im Präsidentenpalast im Zentrum der Hauptstadt Kabul waren die Einschläge im Hintergrund deutlich zu hören. Die Männer um Ghani und dessen Vizepräsident Amrullah Saleh blickten kurz auf und beteten dann weiter. Laut Angaben der Nichtregierungsorganisation Emergency wurden mindestens sechs Menschen verletzt.
Taliban am Vormarsch, übernehmen auch IS-Gebiete
Präsident Ghani machte umgehend die radikalislamischen Taliban für das Attentat verantwortlich. Die Islamisten hätten weder den Willen noch die Absicht, die anhaltenden Konflikte politisch zu lösen, sagte er. Man könne das Land aber nicht mit Raketen erobern, sondern nur indem man die Herzen der Menschen für sich gewinne.
Wenig später reklamierte der Islamische Staat die Tat für sich. Die Dschihadisten teilten auf der Plattform „Nashir News“ mit, „Soldaten des Kalifats“ hätten den Präsidialpalast des „afghanischen Tyrannen“ angegriffen. Sie hätten mit sieben Raketen des Typs Katjuscha den Palast und innerhalb der sogenannten Grünen Zone von Kabul angegriffen und die Ziele direkt getroffen.
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Der IS hat in Afghanistan zuletzt Territorien, Kämpfer und Führungsfiguren verloren. Neben der afghanischen Regierung bekämpfen auch die Taliban die Extremisten. Einem UN-Bericht von 2020 zufolge ist der IS aber weiter in der Lage, Angriffe in verschiedenen Teilen des Landes zu verüben. Zuletzt hatte der IS wieder vermehrt Angriffe für sich reklamiert. Insgesamt hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan zuletzt zugespitzt. Die Taliban kontrollieren nach mehreren Offensiven seit Anfang Mai mittlerweile knapp mehr als die Hälfte aller Bezirke des Landes.
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