Nach Vorwürfen der Ausspähung von Oppositionellen und Journalisten mithilfe der Spionage-Software Pegasus hat Amazon die Konten des israelischen Herstellers NSO gesperrt. „Als wir von diesen Aktivitäten erfahren haben, haben wir schnell gehandelt, um die relevante Infrastruktur und Konten abzuschalten“, erklärte ein Sprecher des Cloud-Dienstleisters Amazon Web Services am Dienstag. Die Nutzungsbedingungen würden Hacking-Aktivitäten ausschließen, sagte er.
Ein internationales Journalistenkonsortium hatte am Sonntag neue Vorwürfe gegen das israelische Unternehmen NSO veröffentlicht. Nach diesen sollen auf Smartphones von zahlreichen Journalisten, Menschenrechtlern und Oppositionellen Spuren von Angriffen mit der Pegasus-Software gefunden worden sein. Einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge hatte NSO für die Software zuletzt die Cloud-Dienste des großen Anbieters AWS genutzt.
Mutmaßlich zahlreiche Staatschefs ausspioniert
Von den umfassenden Ausspähungen ist möglicherweise auch der französische Präsident Emmanuel Macron betroffen. Eine von Macrons Nummern sei auf einer durchgesickerten Liste entdeckt worden, sagte Laurent Richard, Chef der hinter den Enthüllungen stehenden Organisation Forbidden Stories, am Dienstag. Unklar sei jedoch, ob das Mobiltelefon des Präsidenten tatsächlich gehackt worden sei.
Insgesamt wurden laut „Süddeutscher Zeitung“ Telefonnummern von 14 Staats- und Regierungschefs auf der Liste gefunden, die ausgespäht worden sein könnten, darunter unter anderem Libanons Ex-Ministerpräsident Saad Hariri, der marokkanische Regierungschef Saad-Eddine El Othmani und Pakistans Premierminister Imran Khan.
Auch der marokkanische König Mohammed VI. und dessen Entourage stehen den Recherchen zufolge auf einer Liste potenzieller Ziele von Pegasus-Nutzern. Im Visier waren demnach unter anderem die Königsgattin Salma Bennani sowie Prinz Moulay Hicham, ein Cousin des Monarchen. Zahlreiche weitere Menschen im Umfeld des Königs - von Familienmitgliedern bis Bediensteten - stehen laut Recherchekollektiv ebenfalls auf der Liste.
„Verkauf ausschließlich an geprüfte Regierungen“
NSO hat die Vorwürfe am Sonntag zurückgewiesen. Pegasus werde „ausschließlich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft, mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten“, hieß es - wie auch bereits nach früheren ähnlichen Vorwürfen.
Luxemburg mahnt Pegasus-Hersteller zum Respekt vor Gesetzen
Die Regierung Luxemburgs ermahnte indes die im Großherzogtum ansässigen Firmen des Pegasus-Herstellers zur Einhaltung der Gesetze. Laut Regierung ist NSO mit neun Unternehmen in Luxemburg ansässig. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn werde „mit allem Nachdruck“ in Briefen die Verantwortlichen dieser Unternehmen daran erinnern, dass Luxemburg „buchstabengetreu seine Verpflichtungen der Exportkontrolle anwenden“ werde.
Keines der neun Unternehmen, die in Luxemburg zu der Firmengruppe gehören, habe bisher eine Exportlizenz für Produkte der Cyber-Überwachung beantragt. Alle in Luxemburg ansässigen Firmen seien verpflichtet, die Behörden zu kontaktieren, falls Transaktionen unter die Vorschriften über die Ausfuhr von Gütern für die Verteidigung fallen könnten. Dies gelte ebenfalls für Produkte, die sowohl militärisch als auch zivil nutzbar seien. In allen Fällen sei eine Exportlizenz nötig.
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