„Wir entscheiden nicht nach äußeren Kriterien“, teilte der Manager des „Vie i Pee“ am Dienstag mit. Dass die beiden Schwestern, die „zu dick“ für die Wiener Disco waren, kein Einzelfall sind, zeigen viele Google-Rezensionen über Jahre: Rollstuhlfahrer, Dreadlocks-Träger, kleine Frauen - sie sind in Martin Hos Club unerwünscht.
In einer Zeitung dementierte der Clubmanager des „Vie i Pee“ am Mittwoch den von der „Krone“ veröffentlichten Vorfall, wonach zwei Frauen aufgrund ihres Gewichts nicht in den Club durften. Die Mitarbeiter würden so eine Aussage nie tätigen, es müsse sich um ein Missverständnis handeln.
Schaut man sich jedoch die mehr als 500 Google-Bewertungen zu Martin Hos Club an, merkt man schnell, dass das wohl nur Phrasen sind. Denn in einem Großteil der Kommentare wird beschrieben, wie äußerliche Merkmale zur Verweigerung des Einlasses führten - viele davon sind schon einige Jahre alt. Diese Art der Diskriminierung ist also kein neues Phänomen in diesem Nachtlokal.
„Nicht blond und groß genug“
So erzählt etwa eine Frau: „Der Türsteher ließ mich nicht hinein - wegen meiner Dreadlocks.“ Und das in einem Hip-Hop-Club. Doch nicht nur die Haare müssen einem bestimmten Look entsprechen. So mussten die Freundinnen einer Wienerin bereits vor drei Jahren draußen bleiben, weil sie „zu stark gebaut“ waren. Andere Frauen wurden gleich dreist als „zu fett“ bezeichnet. Doch nicht nur die Anzahl der Kilos ist entscheidend, wenn man in diese Disco möchte, auch die Körpergröße (bei Frauen und Männern): „Ich musste mit ansehen, wie meine Freunde diskriminiert wurden, weil sie nicht blond und groß genug waren.“
Neben diesen oberflächlichen Ausschlusskriterien gibt es noch andere absurde Gründe, warum für viele die Partynacht bereits an der Clubtüre endet: So dürfen laut mehreren Kommentaren auch Rollstuhlfahrer nicht ins „Vie i Pee“. Südländische Männer haben ebenfalls schlechte Chancen. Sogar eine Gruppe Schweizer wurde an der Tür beleidigt und trotz Ticket zugunsten der „Einheimischen“ nicht reingelassen. Club-Inhaber Martin Ho, der gerade auf Ibiza weilt, war zu einer Stellungnahme übrigens nach wie vor nicht bereit.
„Diskriminierung wegen des Aussehens ist demütigend“
Die Welle der Solidarität geht seit dem ersten „Krone“-Bericht über die mutigen Frauen indes weiter, Boykottaufrufe inklusive. Am Mittwoch meldete sich auch Stefan Ratzenberger vom Verband der österreichischen Nachgastronomen mit Kritik: „Das ist beschämend für die ganze Branche.“ Auch Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) fand klare Worte: „So ein Verhalten ist völlig inakzeptabel.“
Die Stadt versucht durch Broschüren, Schulprojekte und Kampagnen Mädchen schon früh, ein positives Körpergefühl zu vermitteln. „Jungen Frauen aufgrund ihres Aussehens den Zugang zu verwehren, ist demütigende Diskriminierung“, so Gaál. Der Verband der Nachtgastronomen lädt die drei Frauen auf eine Runde durch Clubs wie Praterdome oder Kaktus ein, „wo sie auf jeden Fall willkommen sind“.
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