Corona-Labor-Theorie

China will erneut keine Kontrolle von WHO-Experten

Ausland
22.07.2021 12:12

Auf der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus möchte die Weltgesundheitsorganisation WHO einmal mehr Einblick in die Labore im chinesischen Wuhan. Dort stößt der Plan jedoch auf heftige Kritik: Es handle sich dabei um eine „Missachtung des gesunden Menschenverstands“, reagierte Peking auf die Ankündigung. Schon Anfang des Jahres verzögerte das Land die Einreise von Experten der WHO - und bis dato kommen immer wieder Zweifel an Chinas Erklärungen auf.

Er sei „äußerst überrascht“ über den Vorstoß, sagte der chinesische Vize-Gesundheitsminister Zeng Yixin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Er warf der WHO zudem eine „Arroganz gegenüber der Wissenschaft“ vor. Erst am Freitag hatte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus gefordert, dass in der zweiten Stufe der Untersuchungen zum Corona-Ursprung auch Labore in China kontrolliert werden.

China könne den Plan einer zweiten Kontrolle nicht akzeptieren, erklärte der Direktor des Wuhan National Biosafety Labors, Yuan Zhiming. (Bild: AP/Mark Schiefelbein)
China könne den Plan einer zweiten Kontrolle nicht akzeptieren, erklärte der Direktor des Wuhan National Biosafety Labors, Yuan Zhiming.

„Erwarten, dass China wissenschaftlichen Prozess unterstützt“
„Wir erwarten von China, dass es diese nächste Phase des wissenschaftlichen Prozesses unterstützt, indem es alle relevanten Daten im Geiste der Transparenz teilt.“ Auch beklagte er, dass die WHO-Delegation während ihres Besuchs in Wuhan im Februar keinen Zugang zu den Rohdaten der ersten bekannten Corona-Patienten erhalten hat.

Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte Wuhan erst im Jänner besuchen können - mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entsprechende Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.

China entwickelt eigene Theorien
Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch - und wird „einer Handvoll Ländern unter Führung der USA“ vor, die Debatte um die Herkunft des Virus als politische Waffe einzusetzen.

Indessen startete das Land mit einer Gegenkampagne: Chinesische Staatsmedien veröffentlichten am Dienstag eine Unterschriftenliste, mit der angeblich 1,3 Millionen Internetnutzer die WHO auffordern, das führende Biowaffenforschungslabor des amerikanischen Militärs in Maryland zu inspizieren. Ein ehemaliger Chefepidemiologe erklärte zudem, dass sich die Suche jetzt auf Amerika konzentrieren müsse, da das Land zu Beginn der Pandemie kaum Corona-Tests durchgeführt habe.

Wurde die Labor-Theorie „verfrüht" beendet? WHO-Chef Tedros möchte dem nun nachgehen. (Bild: AFP)
Wurde die Labor-Theorie „verfrüht" beendet? WHO-Chef Tedros möchte dem nun nachgehen.

Virus stammt wohl von Fledermaus ab
Die Labor-Theorie stufen WHO-Experten weiterhin als „extrem unwahrscheinlich“ ein. Es sei vielmehr „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“, dass das Virus SARS-CoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen übergegangen sei.

An dem bislang vorgelegten Bericht wurden aber auch Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei. WHO-Chef Tedros erklärte vergangene Woche, die Theorie eines Laborlecks sei „verfrüht“ ausgeschlossen worden.

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