Norwegens Kronprinz Haakon hat am zehnten Jahrestag der Terroranschläge von Oslo und Utöya auf die Bedeutung des gemeinsamen Kampfes gegen rechtsextremistische Kräfte aufmerksam gemacht. „Es ist unsere persönliche und kollektive Verantwortung, gegen diese Kräfte zu arbeiten, jeden Tag“, sagte der norwegische Thronfolger am Donnerstag auf der Insel Utöya bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Terroranschläge vom 22. Juli 2011, an der auch seine Frau Kronprinzessin Mette-Marit und seine Tochter Prinzessin Ingrid Alexandra teilnahmen.
Die 17-Jährige war zutiefst bewegt und wischte sich Tränen aus den Augen. Junge Menschen in ihrem Alter waren die Opfer des Attentäters auf der Insel. Ihre Mutter legte ihr tröstend eine Hand auf den Rücken. Später legte sie gemeinsam mit ihren Eltern Blumen für die Opfer nieder.
Mit Überlebenden und Angehörigen gesprochen
Kronprinz Haakon, seine Frau Kronprinzessin Mette-Marit und das Königspaar haben im Laufe des Jahres viele Überlebende, Angehörige von Opfern und weitere Betroffene der Anschläge getroffen. Diese Treffen seien lehrreich gewesen, sagte Haakon bei seiner Rede. „Wir müssen es wagen, über das Geschehene zu sprechen, selbst wenn das unangenehm ist.“ Und gewiss haben sie auch mit der Thronfolgerin darüber gesprochen, die als die Anschläge geschahen, erst sieben Jahre alt war.
77 Menschen starben
Der Rechtsextremist Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli 2011 mit einer Autobombe im Osloer Regierungsviertel und einem Massaker unter den Teilnehmern des jährlichen Sommerlagers der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei auf Utöya insgesamt 77 Menschen getötet.
„Der Terror des 22. Juli war ein Angriff auf unsere Demokratie“, sagte Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg bei einer ersten Zeremonie am Donnerstag früh im Osloer Regierungsviertel, wo die Anschläge Breiviks ihren Anfang genommen hatten.
„Nie wieder“
Die Utöya-Überlebende und Vorsitzende der Jugendorganisation der Arbeiterpartei, Astrid W. E. Hoem, ging in ihrer Rede auf die Bedeutung des Kampfes gegen Hassbotschaften und Rassismus ein. Nicht alle hasserfüllten Worte führten zu Terror, aber jeglicher Terror habe mit hasserfüllten Worten begonnen, sagte sie. Zehn Jahre nach den Anschlägen müsse man sich ehrlich eingestehen, dass der Hass nicht gestoppt worden sei. „Wir müssen jetzt ein für alle Mal sagen, dass wir Rassismus und Hass nicht akzeptieren.“
„Wenn wir das jetzt tun, können wir es vielleicht schaffen, das Versprechen, nie wieder 22. Juli, einzuhalten.“
Gedenkgottesdienst in Oslo
Der frühere norwegische Regierungschef Jens Stoltenberg wies bei einem Gedenkgottesdienst im Dom von Oslo auf den unverminderten Kampf für Werte einer offenen Gesellschaft hin. „Vor zehn Jahren begegneten wir Hass mit Liebe. Aber Hass gibt es noch immer“, sagte der heutige NATO-Generalsekretär.
Er erinnerte an andere aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven begangene Taten in Norwegen, aber auch an Terrorangriffe in Brüssel, Paris, New York, Kabul, Bagdad, Christchurch und anderen Orten auf der Welt. „Wieder und wieder werden wir daran erinnert, dass Demokratie nicht ein für alle Mal gewonnen wird. Wir müssen jeden einzelnen Tag für sie kämpfen“, sagte er. „Die Terroristen können sich dazu entschließen, Leben zu nehmen, aber wir bestimmen, dass sie uns die Demokratie, unsere freie und offene Gesellschaft, nicht nehmen dürfen.“
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