Gucci, Armani & Co.

Luxusmarken im Gespräch für Benkos Shopping-Klotz

Wien
28.07.2021 06:04

Gucci, Armani, Fendi: Anstelle der alten Leiner-Zentrale sollte ein „Kaufhaus für jedermann“ entstehen. Tatsächlich sind die Kaufhausjongleure längst mit sämtlichen ausländischen Luxusherstellern im Gespräch.

Man sollte den Wienern nicht ihr untrügliches Gespür für waghalsige Spekulationsprojekte absprechen: Groß war die Aufregung, als die „Krone“ Anfang Juni eine Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse veröffentlichte, die eindeutige Ergebnisse zeigte. Demnach befanden es 59 Prozent der Befragten für falsch, dass der traditionelle Leiner in der Mariahilfer Straße 10-18 für den Shopping-Klotz KaDeWe Wien von Kaufhaus-Jongleur und Signa-Gründer René Benko abgerissen werden muss.

Abbruch des letzten Wiener Warenhauses aus der Gründerzeit (Bild: Michael Pommer)
Abbruch des letzten Wiener Warenhauses aus der Gründerzeit

Große Mehrheit war für Erhalt des Geländers
Zu dem Zeitpunkt freilich war der (grüne) Bezirksvorsteher Markus Reiter längst auf Schiene, wurde die Abrissbirne bereits eifrig geschwungen, ja nicht einmal vor dem historischen Jugendstil-Geländer im Gebäude haltgemacht - es wurde zersägt und versteigert, obwohl 82 Prozent der befragten Wiener der Meinung waren, es „hätte in seiner ursprünglichen Form erhalten werden sollen“.

Das Jugendstil-Geländer des alten Leiner-Gebäudes auf der Wiener Mariahilfer Straße wurde zersägt und versteigert. (Bild: SIGNA/Michael Hierner)
Das Jugendstil-Geländer des alten Leiner-Gebäudes auf der Wiener Mariahilfer Straße wurde zersägt und versteigert.

Signa: „Ein wirklich demokratisches Haus“
Die Signa-Gruppe versuchte damals zu beruhigen: Laut dem KaDeWe-Chef solle anstelle des historischen Gebäudes, mit dem viele Österreicher spezielle Erinnerungen verbinden, kein Luxus-Kaufhaus entstehen, sondern ein breites Publikum angesprochen werden. Wörtlich wurde der Signa-Manager so zitiert: „Die Zielgruppe ist theoretisch jedermann. Das Warenhaus wird stark lokal ausgerichtet. Ein wirklich demokratisches Haus für die Wiener, das auch ein Anlaufpunkt für Touristen wird.“

Gespräche: 100 Prozent positives Feedback 
Ein wirklich demokratisches Haus also, kein Luxuskaufhaus, für die Wiener, mit - theoretisch - jedermann als Zielgruppe? Offenbar klaffen zwischen den vollmundigen Ankündigungen des Signa-Managements und den tatsächlichen Plänen der Kaufhaus-Jongleure wahre Welten. Denn der Benko-Konzern verhandelt laut einer internen Unterlage hauptsächlich mit ausländischen Luxusmarken, die in das neue Gebäude einziehen sollen. Interessant ist, dass der KaDeWe-Manager der Signa angekündigt hatte, die Gespräche erst im Herbst 2021 zu starten und bis Ende 2022 abzuschließen. Tatsächlich sind die Gespräche mit den Luxusherstellern im Sommer 2021 laut vorliegender Signa-Unterlage schon sehr weit gediehen.

Signa-intern in sehr gewolltem Business-Englisch verfasst lautet das so: „Leading Luxury Brands will be part of the Vienna Project - 100% positive feedback for KaDeWe Vienna“. Mit folgenden Luxusmarken bestehe bereits ein „Verbal Commitment“: Louis Vuitton, Ralph Lauren, Valentino, Chloe, Saint Laurent, Giorgio Armani, Hugo Boss, Fendi, Sandro, Gucci, Givenchy, Burberry, Prada, Bulgari, Tommy Hilfiger, Bottega Veneta, Bucherer, Luxottica, Wellendorff und Mont Blanc. Mit folgenden Marken wurden überdies Verhandlungen aufgenommen: Rolex, Chanel, Rimowa, Balenciaga, Hermes, Dior und Moncler.

Von links: Kaufhaus-Jongleur René Benko und Signa-Geschäftführer Christoph Stadlhuber (Bild: APA/SIGNA/K18,HELMUT FOHRINGER, HANS KLAUS TECHT; linkedin, Krone KREATIV)
Von links: Kaufhaus-Jongleur René Benko und Signa-Geschäftführer Christoph Stadlhuber

In die Chefetagen der Luxushersteller ist möglicherweise noch nicht vorgedrungen, was Peter Pilz auf seiner Rechercheplattform „ZackZack“ enthüllte und vom ORF übernommen wurde: Das ehemalige Leiner-Gebäude wurde zu einer atemberaubenden Finanzspekulation. Beim nicht unumstrittenen Kauf soll demnach sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine Rolle gespielt haben.

Konzepte wegen Covid schon überholt
Aber immerhin wird von Signa versprochen, die Dachterrasse jedermann zugänglich zu machen. Wer also am Boden keine grünen Pflänzchen mehr vorfindet und genug Bau-Staub eingeatmet hat, der darf rauf aufs Dach. Freilich will Benko dafür per Ausnahme höher bauen dürfen. Auf möglichst viel verbautem Beton soll möglichst viel Luxus aufgetürmt werden. Und wer aufs Dach will, wird erst einmal durch den Konsumtempel geschleust. Weiß eigentlich der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nicht, dass solche Konzepte mit Covid bereits überholt sind?

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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