Der Entertainer Alfred Biolek ist tot. Er starb am Freitagmorgen. Der frühere Fernsehmoderator und Talkmaster sei in seiner Kölner Wohnung friedlich eingeschlafen, sagte sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie der Deutschen Presse-Agentur. Biolek war seit Längerem gesundheitlich angeschlagen gewesen. Er wurde 87 Jahre alt.
Der am 10. Juli 1934 in Freistadt geborene „Grandseigneur“ des deutschen Fernsehens kam 1970 über die Redaktion der „Drehscheibe“ zum WDR nach Köln und entwickelte dort mit Rudi Carrell die Samstagabendshow „Am laufenden Band“, die erfolgreichste Sendung der 70er-Jahre. Parallel dazu sammelte er im „Kölner Treff“ erste Moderationserfahrung und bekam 1978 seine eigene Sendung, „Bio‘s Bahnhof“.
Eigene Marke mit drei Buchstaben
Danach war er im deutschen Fernsehen 30 Jahre ständig präsent. Er war eine eigene Marke mit drei Buchstaben: Bio. Seine Ära endete erst 2007 mit der letzten Folge der Kochsendung „Alfredissimo“.
„Bio“ war ein enormer Kenner der Kulturszene nicht nur in Deutschland, sondern zum Beispiel auch in den USA, in England und den Niederlanden. Er war es, der Monty Python und Herman van Veen nach Deutschland holte, der zum ersten Mal Sting im Ersten auftreten ließ. In seiner Wohnung in Köln empfing er Weltstars wie Tina Turner zum Essen. Sein schönstes Kompliment bekam er von Sammy Davis jr. in „Bio‘s Bahnhof“: „Ich bin seit 53 Jahren im Showbusiness, und ich muss sagen, dies ist die originellste und am Besten zusammengestellte Fernsehshow, in der ich jemals auftreten durfte.“
Mit seiner Homosexualität hat sich Biolek lange schwergetan. Erst im Alter von etwa 30 Jahren gestand er sich selbst ein, dass er schwul war, gab bei dieser Gelegenheit all seine Anzüge in die Altkleidersammlung und trug eine Zeit lang nur noch Pullover und Lederjacke. Öffentlich sprach er nie darüber. Sein Outing übernahm ein anderer: Der Filmemacher Rosa von Praunheim verkündete 1991 in einer RTL-Sendung, Biolek sei „stockschwul“. Der empfand das zunächst als „unfair“, doch später war er froh darüber: „Ich habe da einen Schlag bekommen, der sehr wehgetan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war.“
Bestandteil der Berliner Gesellschaft
Lange war Biolek ein fester Bestandteil der Berliner Gesellschaft. Wenn er eines seiner rauschenden Feste gab, kamen alle: der Regierende Bürgermeister, der Ex-Kanzler, der Bundespräsident. Doch dann veränderte sich sein Leben von einem Tag auf den anderen: 2010 stürzte er auf der Treppe, zog sich Kopfverletzungen zu und fiel ins Koma. Danach war sein Gedächtnis weg. Erst beim Lesen seiner Autobiografie kehrte die Erinnerung zurück.
Anschließend zog er nach Köln zurück und verschwand aus der Öffentlichkeit. „Mir war aufgefallen, dass ich in Berlin zwar sehr viele Bekannte hatte, meine richtigen Freunde aber überwiegend in Köln wohnen.“ Von seiner Wohnung aus blickte er über die Wipfel des Stadtgartens mit uralten Bäumen. Dort ging er immer spazieren und sah den Kindern einer nahe gelegenen Schule zu, die dort die Pause verbrachten. Einen Partner hatte er nicht mehr, aber sein Adoptivsohn Scott und seine Freunde kümmerten sich liebevoll um ihn. Zum Kochen oder Verreisen war er zu schwach, aber er konnte immer noch ins Restaurant oder in die Philharmonie gehen.
„Gute Reise!“
Angst vor dem Tod hatte Biolek nicht. Vor einigen Jahren erklärte er: „Ich habe keine Vorstellung davon, was nach dem Tod passiert, aber ich bin ganz offen, und mit der Haltung werde ich auch das ertragen.“ Bisher sei das Leben gut zu ihm gewesen, warum sollte sich das zum Schluss plötzlich ändern? „Ich habe das Gefühl, ich werde den Tod genauso entspannt erleben wie alle Dinge in meinem Leben.“
Die Trauer um den TV-Moderator ist auch bei Kollegen groß. Harald Schmidt dankte ihm auf Twitter und wünschte ihm eine „Gute Reise!“.
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