Konsumenten greifen immer öfter zu regionalen Produkten. Sind diese auch „Bio“ - umso besser. Beim „Stadtgut Nofels“ hat man das genauso erkannt wie auf dem „Dorner Hof“ in Sibratsgfäll.
Eine aktuelle Studie, durchgeführt von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und der Ostschweizer Fachhochschule (OST), kommt zum Ergebnis, dass Regionalität in Sachen Lebensmittel bei der Mehrzahl der Befragten mittlerweile ein positiveres Image hat als Bio. Letzteres halten viele wegen seiner inflationären Verwendung nicht mehr für glaubwürdig. Damit regionale Produkte aber auch wirklich angenommen werden, braucht es eine transparente und vertrauenswürdige Kommunikation: „Es kann für Lebensmittelproduzenten also sinnvoll sein, sich entschieden von Bio abzugrenzen und - wenn möglich - eher auf die Aspekte Regionalität und Saisonalität zu setzen“, erklärt Studienleiterin Andrea Maier-Nöth.
Die Ansprüche der Konsumenten sind aber hoch, Regionalität allein reicht nicht. Auch der Herstellungsprozess spielt eine Rolle, betont Oliver Christ, Professor für Unternehmensentwicklung an der OST: „Schonender Anbau und eine entsprechende Verarbeitung werden nicht nur erwartet, sondern schlichtweg vorausgesetzt.
Durch’s „Schaufenster“ in den Stall blicken
Beim landwirtschaftlichen Betrieb „Stadtgut Nofels“ verbindet man seit Anfang des Jahres Regionalität mit biologischer Landwirtschaft. Der Fokus liegt auf Milch- und Fleischproduktion, Freilandeiern, Speisekartoffeln, Körnermais und Futterweizen. Zudem soll der von Lukas Enzenhofer gepachtete Betrieb für die Bevölkerung erlebbar sein. Daher wurde am Hof ein Raum mit „Schaufenster“ eingerichtet, wo Besucher im wahrsten Sinne des Wortes Einblick in den Stall erhalten. Im Hofladen werden eigene Erzeugnisse, Produkte von benachbarten Bauern und andere regionale Lebensmittel verkauft.
Was in Enzenhofers Hofladen vorrätig ist, steht auch in der App „Direkt-Regional“. Dessen Gründer Gerhard Eller ist ebenfalls davon überzeugt, dass Regionalität gegenüber Bio an Boden gewinnt: „Die Menschen kaufen lieber regionale Lebensmittel als Bio-Produkte, die etliche Transportkilometer hinter sich haben, bevor sie in der Gemüseabteilung angeboten werden. Wer es schafft, Regionalität, Saisonalität und Bioqualität unter einen Hut zu bringen, punktet auf jeden Fall.“ Der Handel ist in dieser Hinsicht übrigens knallhart: Greifen Kunden konsequent zu regionaler Bioware, werden andere Produkte, die liegen bleiben, über kurz oder lang ausgelistet. Somit kann jeder einzelne mit seinem Einkauf die heimische Landwirtschaft unterstützen.
Die Menschen kaufen lieber regionale Lebensmittel als Bio-Produkte, die etliche Transportkilometer hinter sich haben, bevor sie in der Gemüseabteilung angeboten werden.
Gerhard Eller
Nah am Konsumenten und Vertrauen schaffen
Um höhere Absätze zu erzielen, braucht es eine gute Positionierung auf dem Markt und eine Sensibilisierung der Konsumenten. Je authentischer und nahbarer die Produzenten sind, umso eher werden die Konsumenten Vertrauen fassen und zu den Produkten greifen - vorausgesetzt freilich, die Qualität stimmt. Unter anderem aus diesem Grund ging am 17. Juli auf dem „Dorner Hof“ in Sibratsgfäll erstmals der „Markt der Erde“ über die Bühne: Der Markttag soll künftig einmal monatlich abgehalten werden und zu einem Begegnungsort werden - Kulinarik, Live-Musik und Hof-Rundwanderung inklusive.
Slow Food statt Fast Food
Das Projekt „Earth Market Sibratsgfäll“ zielt jedoch nicht nur darauf ab, den Endverbrauchern Philosophie und Menschen hinter den Produkten nahezubringen. Darüber hinaus soll eine Slow-Food-Community aus regionalen biologischen Produzenten entstehen, deren Produkte in weiterer Folge über gemeinsame Hofläden und einen Zustellservice vermarktet werden. Parallel dazu werden Vorträge, Workshops, Filmvorführungen, Schülerbeteiligungen und andere Veranstaltungen angeboten, die das Bewusstsein für Regionalität fördern und zum Mitmachen anregen sollen. „Ziel ist es“, so die Initiatoren Markus und August Dorner, „Wissen und Können als Schlüssel zu einem Leben im Einklang mit der Natur und sich selbst zu vermitteln.“
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