Trotz der Bedrohung durch Klimawandel und schlechte Wasserqualität ist das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens zumindest vorerst einer Einstufung als „gefährdetes“ Welterbe entgangen. Das zuständige Komitee der UNESCO beschloss am Freitag auf seiner 44. Sitzung in Fuzhou in China einen Aufschub der Entscheidung über das weltgrößte Korallenriff. Erst 2023 wird wieder darüber beraten.
Das Komitee folgte damit dem Wunsch Australiens, das einen Imageschaden verhindern wollte und die Mehrheit der 21 Mitgliedsländer auf seine Seite bringen konnte. Australien soll jetzt mehr Zeit bekommen und bis Dezember 2022 einen neuen Bericht über die Erhaltung des Great Barrier Reefs vorlegen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hob in der Diskussion aber hervor, dass das Riff bereits heute „alle Kriterien“ für einen Eintrag als „gefährdet“ erfülle.
„Sehr schlechter“ Zustand
Auch das Welterbekomitee verweist in dem Beschluss auf einen Bericht Australiens von 2019, wonach sich die Aussichten von „schlecht“ auf „sehr schlecht“ verschlimmert hätten. „Beschleunigtes Handeln auf allen möglichen Ebenen ist notwendig.“ So müsse etwa die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad begrenzt werden, wie im Pariser Klima-Abkommen festgeschrieben. Damit sich das Riff erholen kann, müsse auch die Wasserqualität verbessert werden.
„Klimawandel bleibt weiter die größte Gefahr“, zitierte das Komitee aus dem Bericht. Der einzigartige universelle Wert der Naturstätte bleibe intakt, habe sich aber „verschlechtert“ und zwar „schneller und weitreichender“ als bisher gedacht, so eine Expertin des Welterbezentrums.
Das einzigartige Riff vor der Ostküste Australiens dehnt sich über mehr als 340 000 Quadratkilometer aus. Es gilt als eines der atemberaubendsten Naturwunder der Erde, steht aber vor dem Kollaps: Drei verheerende Korallenbleichen in den vergangenen fünf Jahren sowie die Industrialisierung entlang der Küste haben ihm schwer zugesetzt.
Australien lud Diplomaten zum Schnorcheln ein
Um zu verhindern, dass es auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten kommt, hatte die australische Regierung im Vorfeld der Tagung 15 Botschafter zu einem Schnorchelausflug an das Riff eingeladen. Neun der 15 Diplomaten stammten Berichten zufolge aus Ländern, die in dem Komitee ein Stimmrecht haben. Der Antrag auf Verschiebung wurde unter anderem von Mali, Nigeria und Russland eingebracht.
„Klimaschutz kann nicht warten“
Die Umweltorganisation Greenpeace übte scharfe Kritik an Australien: „Die australische Regierung hat es mal wieder geschafft, mit einem blauen Auge davonzukommen - das ist schockierend“, sagte Meeresbiologin Sandra Schöttner. „Starker Klima- und Biodiversitätsschutz können nicht mehr bis 2023 warten.“
Dieses Naturwunder und seine Bewohner werden massiv von der Klimakrise bedroht, aber Australien befeuert sie einfach weiter.
Sandra Schöttner, Meeresbiologin und Greenpeace-Aktivistin
Wer sich mit der Schönheit des Great Barrier Reefs rühmen und dessen Artenvielfalt schützen möchte, müsse auch seine Treibhausgasemissionen reduzieren. Leider sei Australien eines der wenigen Länder, die sich nicht zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 verpflichtet hätten. Australien setzt bei der Stromerzeugung immer noch stark auf Kohle.
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